Berliner stehlen im Umland

Innenminister stelle Kriminalitätsstatistik des Jahres 2012 vor

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Neben der Kriminalität nahe der polnischen Grenze gibt es eine andere grenzüberschreitende Kriminalität, die der Polizei stark zu schaffen macht: Vor allem das Berliner Umland wird von Tätern aus der Bundeshauptstadt heimgesucht, wurde gestern bekannt, als Innenminister Dietmar Woidke (SPD) die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2012 vorstellte.

Zwar gibt es in Einzelfällen auch brandenburgische Täter, die in Berlin Straftaten begehen, sagte Michael Giel von der 2004 gebildeten Gemeinsamen Einsatzgruppe, doch seien die statistisch nicht relevant. Nach der Bearbeitung von etwa 1861 Fällen der banden- und gewerbsmäßigen länderübergreifenden Eigentumskriminalität stehe fest: Berlin stellt hier die Täter, Brandenburg die Opfer.

Während die Kriminalität im Land Brandenburg insgesamt erneut zurückgegangen sei, könne das bei Diebstahl und Wohnungseinbrüchen im Berliner Umland nicht behauptet werden, sagte Innenminister Woidke. »Die Unruhe in der Bevölkerung nimmt zu.« 2012 mussten 445 Fälle von Diebstahl und Einbruch im Berliner Umland bearbeitet werden. Bisher habe es 143 Festnahmen gegeben. 111 Haftbefehle seien vollstreckt und 61 Überführte zu insgesamt 141 Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden.

Woidke unterstrich, er erwarte von der Polizei in diesem Bereich mehr Erfolge. Der Speckgürtel um Berlin nehme 15 Prozent des märkischen Territoriums ein, doch etwa 40 Prozent aller Brandenburger leben dort und mehr als 40 Prozent der Straftaten werden hier begangen. Wohnungseinbrüche nahmen binnen Jahresfrist stark zu. Die Zahl der Fälle stieg von 4470 auf 5228, während es im gesamten Bundesland insgesamt weniger Diebstähle gab.

Alles in allem sind im vergangenen Jahr bei der brandenburgischen Polizei 195 146 Straftaten angezeigt worden. Dies bedeute einen erneuten Rückgang um 1,3 Prozent, hieß es. Es handele sich auch um den niedrigsten Wert seit 1994. Die Zahl jugendlicher Straftäter sei mit 9,5 Prozent stärker gesunken als der Anteil der Jugend an der Gesamtbevölkerung, der ein Minus von 2,3 Prozent verzeichnete.

»Wer also behauptet, alles werde immer nur schlechter, der hat einfach unrecht«, sagte Woidke. Die Aufklärungsquote sei wieder um 2,3 auf 53,3 Prozent angestiegen. Der durch die Polizeireform offensichtlich bedingte »Durchhänger« scheine überwunden, stellte der Innenminister fest.

Einen starken Zuwachs um 15 Prozent haben aber die rechtsextremistisch motivierten Straftaten erfahren, merkte Woidke an. Von rund 1600 politisch motivierten Straftaten seien über 1300 der rechtsextremen Szenen zuzuordnen. Nach deutlichem Rückgang in den vergangenen Jahren zeige sich also wieder, dass die Bekämpfung des Rechtsextremismus Schwerpunkt bleiben müsse. Etwa zwei Drittel der Straftaten seien Propagandadelikte wie das Zeigen des Hitlergrußes oder das Hissen einer Hakenkreuzflagge. 58 rechte Gewalttaten wurden von der Polizei registriert. Die Tatsache, dass der Verein Opferinitiative 95 Gewalttaten meldete, erklärte der Minister damit, dass die Opferperspektive auch andere Quellen wie Zeitungsberichte heranziehe. Ein deutlicher Zuwachs werde indes sowohl von dem Verein, als auch von Polizei und Verfassungsschutz wahrgenommen.

»Das Risiko, in Brandenburg Opfer einer Gewaltstraftat zu werden, ist deutlich geringer als in den meisten anderen Bundesländern«, konnte Woidke noch sagen. Gezählt worden seien im vergangenen Jahr 4605 Vorfälle, 38 mehr als ein Jahr zuvor. Die Aufklärungsquote liege bei den Gewalttaten bei knapp 80 Prozent.

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