Bosch zieht sich aus Solar-Branche zurück

Rund 3000 Beschäftigte bangen um ihre Zukunft / Werke in Thüringen und Brandenburg vor der Schließung

  • Lesedauer: 3 Min.
Nach Milliardenverlusten hat der Technikkonzern Bosch die Reißleine gezogen. Das Solargeschäft wird abgewickelt. Die Mitarbeiter des Bosch- Solar-Werkes im thüringischen Arnstadt stehen vor einer ungewissen Zukunft. Auch ein Tochterunternehmen in der Uckermark ist betroffen.

Arnstadt/Prenzlau (Agenturen/nd). Die IG Metall hat vom Technikkonzern Bosch Alternativen für das Solarwerk in Arnstadt gefordert. Es dürfe keine betriebsbedingten Kündigungen geben und der Standort müsse erhalten bleiben, sagte der 1. Bevollmächtigte der Erfurter IG Metall, Wolfgang Lemb. Hintergrund ist die Ankündigung des Bosch-Konzerns von Freitag, sich aus dem Solargeschäft zurückzuziehen. Lemb bezeichnete diesen Schritt als »bitter und strategisch völlig falsch«.

Über die Zukunft der Arbeitsplätze soll nach Angaben von Landeswirtschaftsminister Mattias Machnig (SPD) in dieser Woche bei einer Art Krisengipfel gesprochen werden. Er habe für Dienstag die Geschäftsführung von Bosch Solar, die IG Metall und den Betriebsrat nach Erfurt eingeladen, erklärte Machnig. »Ich bin tief enttäuscht über den Rückzug von Bosch.«

Nach Milliardenverlusten will Bosch die Reißleine ziehen und aus der Solarbranche aussteigen. »Aufgrund der veränderten Marktbedingungen haben wir keine Chance auf eine dauerhafte Verbesserung gesehen«, gab Konzernchef Volkmar Denner zu Protokoll. »Den massiven Preisdruck in einem immer schwieriger werdenden Markt konnten wir nicht auffangen.« Von der Entscheidung sind den Angaben zufolge insgesamt rund 3000 Beschäftigte betroffen, davon etwa 2000 in Arnstadt, wo die Bosch Solar Energy AG ihren Hauptsitz hat.

Auch in der Uckermark bangen rund 700 Beschäftigte um ihren Job. Das Tochterunternehmen Aleo Solar mit Stammwerk in Prenzlau soll möglichst bald verkauft werden. »Wir suchen das Gespräch mit dem Unternehmen, um möglichst schnell Details zu erfahren«, sagte ein Sprecher des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums.

Auch für Brandenburgs Solarbranche ist die Nachricht erneut ein herber Schlag. In Frankfurt (Oder) hatte der Modulhersteller First Solar seine Werke geschlossen. Bis spätestens Ende Mai verlieren damit alle 1200 Beschäftigten ihren Job. Die Suche nach einem Investor dauert an.

Hinter den Beschäftigten in Prenzlau liegen bewegte Zeiten: Seit Monaten gibt es Absatzschwierigkeiten. 2012 musste das Unternehmen Umsatzeinbußen von 39 Prozent verkraften und steckte tief in roten Zahlen. Nach Monaten der Kurzarbeit war jedoch im Januar die Produktion der Solarmodule wieder aufgenommen worden. Das Prenzlauer Unternehmen hatte erste Schritte zur Konsolidierung eingeleitet und unter anderem ein Werk in Spanien verkauft.

In Brandenburg an der Havel will Bosch dagegen sein Engagement zunächst fortsetzen. Über die Zukunft des Standorts werde später entschieden, hieß es. Das Werk hat mehr als 150 Mitarbeiter.

Nach Expertenmeinung muss sich die deutsche Solarindustrie auf weitere Rückschläge einstellen. Mit dem Ende von Bosch Solar sei der Tiefpunkt noch nicht erreicht, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Solarvalley Mitteldeutschland, Peter Frey, dem MDR Thüringen. Seinen Angaben nach können Solarfabriken weltweit doppelt so viele Anlagen herstellen wie verkauft werden.

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