Tatortverunreiniger bei Til Schweiger

Hamburger Villa des Schauspielers attackiert

  • Volker Stahl, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Farbbeutel auf Til Schweigers Hamburger Wohnhaus, das Auto seiner Freundin brennt aus. In einem Bekennerschreiben wurden weitere Anschläge angedroht.

Auf diesen Tatort hätte Til Schweiger sicherlich gern verzichtet. In der Nacht zum Montag verübten unbekannte Täter einen Farb-Anschlag auf das Haus des Schauspielers im Hamburger Stadtteil Nienstedten. Der auf der Straße parkende Mini Cooper seiner Freundin Svenja Holtmann wurde angezündet und brannte vollständig aus. Ein Passant hatte das Geschehen um 3 Uhr nachts gemeldet. Die Bewohner sollen von dem Anschlag nichts mitbekommen haben - sie sind im Urlaub.

Montagvormittag um 10.49 Uhr ging ein Bekennerschreiben bei der »Hamburger Morgenpost« ein. Darin erklärte eine Gruppe mit dem Namen »Tatortverunreiniger_innen«, sie habe das Anwesen des Schauspielers zwei Wochen nach Ausstrahlung des Schweiger-Tatorts »Willkommen in Hamburg« mit »krimineller Energie« heimgesucht. Den Anschlag begründeten die mutmaßlichen Täter mit Schweigers Kinofilm über den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan: »Im Film Schutzengel, Produktion, Regie und Hauptrolle Schweiger, spielt er einen vormaligen KSK-Kämpfer und Afghanistan-Veteranen, der eine Mordzeugin vor ihren Verfolgern schützt. Deutsche Kriegseinsätze mit allen ihren Folgen sollen als normal und gerecht empfunden und akzeptiert werden …« Die »Opfer der deutschen Truppen« spielten in dem Film keine Rolle, bemängeln die Aktivisten und verweisen auf Kundus, wo 2009 bei einem Luftangriff 140 Zivilisten starben. Die Verfasser des Bekennerschreibens drohten weitere Aktionen an: »Feuer über Nienstedten«.

Im Verlaufe des Montags ist die Spurensicherung in der exklusiven Siedlung abgeschlossen. Zurück bleiben nur das verkohlte Wrack des Kleinwagens und sechs tellergroße weiße Farbflecke an der Villa aus rotem Backstein. Vor dem Wohnhaus dokumentieren Fotografen und Kameramänner die Spuren der Nacht. Passanten erteilten Reportern bereitwillig Auskunft. »Til Schweiger hatte das Haus so schön renoviert - und jetzt passiert so eine Sch…«, kommentiert Sven Sommer und äußert Unverständnis über die Polizei. Erst vor kurzem seien drei Autos ganz in der Nähe gestohlen worden.

Schweiger selbst äußerte sich zu dem Geschehen öffentlich nicht. Er forderte sogar die Nachrichtenagentur dpa via Rechtsanwalt auf, ihre Berichterstattung über den Farbanschlag zurückzuziehen und drohte rechtliche Schritte an. Zu spät, denn zu diesem Zeitpunkt waren Fotos und Storys von anderen Medien schon via Internet überall in der Welt abrufbar.

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