Bessere Bildung für Hochbegabte

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

»Moderne Gesellschaften brauchen viele Menschen, die geistig flexibel sind, Neues erfinden und entdecken, bereit sind, Verantwortung zum Wohle aller zu tragen. Überdurchschnittliche Intelligenz ist dazu eine notwendige Voraussetzung«, schreiben die Psychologen Elsbeth Stern und Aljoscha Neubauer auf www.zeit.de (bit.ly/109xThg). Die Begriffe »soziale und emotionale Intelligenz« seien »zu schwammig und überbewertet«, IQ-Tests, die Hochbegabung, (IQ über 130, ca 2 Prozent der Bevölkerung), überdurchschnittliche Intelligenz, (IQ 115 bis 130, ca 17 Proznt), und normale Intelligenz, (85 bis 115, 2/3 der Bevölkerung) ermittelten, würden zu wenig eingesetzt. Intelligenzunterschiede seien in »hoch entwickelten Gesellschaften größten Teils auf Unterschiede in der genetischen Ausstattung rückführbar«. Es gelte, dieses Potenzial anzuregen, zeigten doch Studien, dass »Hochbegabte, von einigen Ausnahmen abgesehen, besser durchs Leben« gingen. IQ-Tests sollten die Grundlage für das Bildungssystem sein.

Bei einem Teil der »Zeit«-Leserschaft fiel diese sozialdarwinistische Argumentation durchaus auf fruchtbaren Boden. Vor allem Männer bewerteten sie positiv. Ole Wahr schreibt: »Guter Artikel. Seit Jahren werden Jungs im deutschen Bildungssystem benachteiligt, umerzogen und mit Ritalin ruhiggestellt. In dieser Gruppe gibt es aber überdurchschnittlich Intelligente. Wikipedia, Hochbegabung: ›Die Intelligenzwerte der Männer zeigen eine breitere Streuung. Dies bedeutet, dass es bei Männern sowohl mehr Hochbegabte als auch mehr Fälle mit besonders geringem IQ gibt.‹«

Viele aber warnen. Stellvertretend AuseigenerErfahrung: »Auch weniger intelligente Menschen wollen gebraucht werden und eine sinnvolle Aufgabe erfüllen. Sollen die Intelligenteren die Lebensrealität der Menschen mit einem darunter befindlichen IQ bestimmen? Gestalten sie dann eine lebenswertere Welt mit mehr Gerechtigkeit, Frieden und Empathie? Oder nutzt ein ausreichend großer Teil seine Fähigkeiten, um sich von den weniger Intelligenten zu separieren und im Luxus zu leben? Eine genügend komplexe wissenschaftliche Theorie kann durch weniger Intelligente nicht widerlegt werden. Ich fürchte mich davor, dass die Freiheit und Rechte der weniger Intelligenten durch solche Theorien und Psychopathologien eingeschränkt und der Aktionsradius verkleinert wird. Ich glaube nicht, dass die mentalen Ergebnisse der Intelligenteren nur dazu führen, dass das Leben in jeder Hinsicht angenehmer wird. Siehe die intelligenten Konzepte, das Verhalten von Menschen zu kontrollieren und die ganzen Waffensysteme, die von intelligenten Menschen entwickelt wurden.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal