Amokläufer tötet 13 Menschen

Täter in Serbien nach Selbstmordversuch schwer verletzt im Krankenhaus

  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Amokläufer hat in einem serbischen Dorf am Dienstag 13 Verwandte und Nachbarn getötet. Er erschoss in Velika Ivanca südlich von Belgrad sechs Frauen, sechs Männer und ein zweijähriges Kind, so Serbiens Polizeichef Milorad Veljovic. Nachbarn beschrieben den Täter, der nach der Tat einen Selbstmordversuch unternahm, als freundlich und hilfsbereit.

»Zwölf Menschen wurden auf der Stelle getötet, ein weiterer erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen«, sagte Veljovic. Drei weitere Menschen, darunter der Schütze und seine Frau, waren schwer verletzt. Der Leiter des Notfallkrankenhauses in Belgrad, Zlatibor Loncar, sagte, der Zustand des Schützen sei »besonders ernst«.

Die Bluttat ereignete sich gegen fünf Uhr morgens in fünf Häusern, in denen der Großteil der Familie des Schützen sowie Nachbarn lebten. Alle Opfer hätten zur Zeit des Angriffs geschlafen. Fast allen habe der Täter in den Kopf geschossen. Polizisten auf Patrouille hörten laut einer Polizeimitteilung die Schüsse und konnten weitere Opfer verhindern. Der Schütze habe sich in den Kopf geschossen, als er die Beamten gesehen habe.

Das Tatmotiv sei unklar, sagte Veljovic. Es gebe fast niemanden mehr, der aussagen könne. Der Mann habe eine Pistole benutzt, die er legal besessen habe. Der Mann soll zuerst auf seinen 42-jährigen Sohn geschossen haben, dann auf seine Mutter. Er habe danach seine Frau verletzt und anschließend in den vier Nachbarhäusern auf die übrigen Opfer geschossen. Nach Informationen des Fernsehsenders RTS ist der mutmaßliche Täter etwa 60 Jahre alt.

Aus Polizeikreisen verlautete, die Ermittler suchten in der Vergangenheit des Mannes nach Hinweisen auf ein Motiv. In seinem Alltag gebe es nichts, was auf ein solches Verbrechen hätte hindeuten können. Laut der serbischen Agentur Tanjug kämpfte er 1991 im Krieg zwischen Serbien und Kroatien in der serbischen Armee.

Rund 30 Bewohner des 1700-Einwohner-Ortes standen am Dienstag fassungslos an der Absperrung des Tatorts. »Er war der beste Nachbar«, sagte die etwa 60-jährige Stanica Kostadinovic. »Nichts hat darauf hingedeutet, dass so etwas passieren könnte. Nur er allein kennt sein Motiv.« Erst am Vortag der Bluttat habe sie mit ihm gesprochen. »Ich habe ihn gefragt, wie es ihm gehe und er sagte, es gehe ihm gut. Er fragte mich, ob ich gesund sei.« Alkohol habe der Nachbar nicht angerührt, fügte Kostadinovic hinzu. Die Familie sei friedlich gewesen.

Andere Nachbarn berichteten, der schmächtige Mann habe als ungelernter Arbeiter sein Geld verdient, vor einem Jahr aber seinen Job verloren. Daraufhin habe er sich in der Landwirtschaft verdingt. AFP

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