Kretschmann kassiert Rote Karte

Deutsche Umwelthilfe testet Dienstwagen deutscher Spitzenpolitiker

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Autos der Politiker in Deutschland werden umweltfreundlicher. Doch bei den meisten ist noch Luft nach Oben.

Hamburg ist das klimafreundlichstes Bundesland. Zumindest wenn es um die Dienstwagen der Landesregierung geht. Mit einem durchschnittlichen Ausstoß von 128 Gramm CO2 pro Kilometer schaffen es die Autos der Senatoren als einzige unter den EU-Zielwert von 130 Gramm. Schlusslicht des 7. Dienstwagenchecks der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter Spitzenpolitikern ist die im Januar abgewählte niedersächsische Regierung von David McAllister (CDU). Ihre Minister stießen auf Dienstfahrten im Schnitt 187 Gramm pro Kilometer aus.

Insgesamt werden die Pkw der 171 Politiker, die in die DUH-Erhebung eingingen, immer umweltfreundlicher. »Wir stellen fest, dass die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Politiker-Limousinen seit dem Start unser Erhebungen im Jahr 2007 deutlich schneller zurückgehen als die Emissionen aller in Deutschland neu zugelassenen Pkw«, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch. Dieser erfreuliche Trend könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine große Mehrheit der Spitzenpolitiker nach wie vor mit übermotorisierten Limousinen unterwegs sei.

Für die Bundesregierung gilt: Ihre Minister sind weder Vorbilder noch besonders schlimme Klimasünder. Ihre Dienstwagen erhielten mit einer Ausnahme alle eine Gelbe Karte. Der Mercedes von Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) ist im Test durchgefallen. Allerdings wurde aus Sicherheitsgründen nicht das gesamte Kabinett bewertet. Welches Auto Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und vier ihrer als besonders gefährdet eingestuften Minister fahren, ist geheim.

An die überwiegende Mehrheit der Politiker verteilte die DUH Gelbe Karten. Deren Dienstwagen blasen zwischen 131 und 174 Gramm CO2 in die Luft. 18 Ministern konnte die Umweltorganisation die Grüne Karte verleihen, weil ihre Autos den EU-Zielwert von 130 Gramm erreichen. Für 28 Spitzenpolitiker gab es die Rote Karte, weil ihre Limousinen mit einem Ausstoß von 175 Gramm oder mehr wahre Klimakiller sind.

Für die Grünen peinlich: Ihr erster Ministerpräsident, der Baden-Württemberger Winfried Kretschmann, macht offenbar lieber Werbung für die Automobilindustrie im Ländle, als in Sachen Klimaschutz mit gutem Beispiel voranzuschreiten. Sein Mercedes hat mit 193 Gramm einen besonders hohen CO2-Ausstoß. Mit vier Roten Karten belegt sein Kabinett im Ranking der klimafreundlichsten Landesregierungen nur den neunten Platz und bekommt zusammen mit Bayern die meisten Umwelt-Platzverweise.

Doch alles in allem sind die Grünen im bundesweiten Vergleich die umweltfreundlichste im Bundestag vertretene Partei, gefolgt von der LINKEN. Danach kommen auf Platz drei und vier SPD und FDP. Die CDU ist fünfte, Schlusslicht sind die Spitzenpolitiker der CSU.

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