Mythos Volkssport

Was ist dran an der Working-class-Folklore

  • Christoph Ruf
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Der Profifußball gibt sich gerne proletarisch. In Bochum singt Herbert Grönemeyer vom „Pulsschlag aus Stahl“, in Schalke singen Fußball-Fans verkleidet als Arbeiter im Bergmannschor. Wie glaubwürdig die Working-class-Folklore ist, zeigte sich zuletzt am Samstag in Fürth.

Zu den Mythen, die sich um den Fußball ranken, gehört das schöne deutsche Wort vom „Volkssport“, gerne in Verbindung gebracht mit „Nummer eins.“ Ein solcher sei, so heißt es, selbstredend auch der Profifußball. Besonders im Ruhrgebiet scheint man ohne Working-class-Folklore nur ganz schwer auszukommen. In Bochum singt Grönemeyer vom „Pulsschlag aus Stahl“, in Schalke lassen sie in regelmäßigen Abständen freilaufende Bergleute, die in Ermangelung realexistierender Zechen mit schwarzer Schminke auflaufen, das Lied vom kommenden Steiger singen. Das freut auch die Herren vom Hauptsponsor Gazprom in der VIP-Loge. So ein Bergmannschor macht schließlich deutlich schönere Musik als Pussy Riot. In Dortmund sind sie irgendwann auf die Idee gekommen, manche leitenden Angestellten mit „Pöhler“-Käppis herumlaufen zu lassen. „Pöhlen“, das sei Nord-, Süd- und Ostdeutschen gesagt, heißt in der westfälischen Abwandlung des Deutschen „kicken“ oder „b...


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