Neu im Taschenbuch: Der ganze Döblin

  • Klaus Bellin
  • Lesedauer: 2 Min.

Er wollte seinen Roman nur »Berlin Alexanderplatz« nennen, aber S. Fischer meinte, das sei doch nichts weiter als eine Bahnstation und setzte unter den Titel »Die Geschichte vom Franz Biberkopf«. Er druckte gleich zehntausend Exemplare, was er vorher bei diesem Autor nie gewagt hatte. Döblin galt als schwierig, jedes Buch, das er vorlegte, war anders, ungewohnt, sperrig und erzeugte beim Publikum neue Irritationen, so dass der Verleger, überdrüssig der betrüblichen Absatzzahlen, 1928 beschloss, den Vertrag zu lösen und den nächsten Roman nicht mehr zu drucken.

Dass es dann doch anders kam, hatte er seiner Frau zu verdanken. Sie nahm sich heimlich der Sache an und lud einfach zu einer Lesung aus dem neuen, fast fertigen Buch in die Grunewald-Villa des Paars. Es wurde ein triumphaler Abend. Und schließlich, als das Buch 1929 vorlag, ein unglaublicher Erfolg. »Döblin«, schrieb Lektor Oskar Loerke, »schenkte uns ein Volksbuch in den riesenhaften Maßen des heutigen Lebens.«

»Berlin Alexanderplatz« ist der einzige Welterfolg des Schriftstellers geblieben. Das übrige Werk, riesig und kraftvoll, für Brecht »eine Fundgrube des Genusses und der Belehrung«, blieb im Schatten des großen Romans. An Bemühungen, das zu ändern, hat es in den letzten Jahrzehnten nicht gefehlt. Seit einiger Zeit unternimmt der S. Fischer Verlag bewundernswerte Anstrengungen, seinem Autor ein größeres Publikum zu sichern. Nach einer preiswerten (und noch lieferbaren) Ausgabe der wichtigen Romane und Erzählungen in zehn Bänden hat er gerade in seiner Reihe Fischer-Klassik die ersten Titel einer neuen Taschenbuchedition herausgebracht, die in 24 Bänden den kompletten Döblin bringen wird. Zum Start gibt es »Berlin Alexanderplatz«, die Romane »Die drei Sprünge des Wang-lun« und »Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine«, den Erzählungsband »Die Ermordung einer Butterblume« sowie »Schriften zu Ästhetik, Poetik und Literatur«. Die umfangreichen Bände, alle mit einem Nachwort versehen, kosten zwischen 9,99 und 12,99 Euro. Für so wenig Geld hat man das Werk Döblins noch nicht erwerben können.

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