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Kinderschreck Universität

Jürgen Amendt über die Kinderlosigkeit von Akademikern

  • Lesedauer: 1 Min.

Rund 80 Prozent des Personals im akademischen Mittelbau sind kinderlos. Die Betroffenen sind dies nicht aus freien Stücken, wie ein Blick auf die Biografien zeigt, denn kaum wurde der befristete Forschungs- oder Lehrauftrag in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis umgewandelt, schnellen die Geburtenzahlen in die Höhe.

Schwangerschaft und Kinderbetreuung sind ganz offensichtlich in den Personalplanungen der Hochschulverwaltungen nicht vorgesehen - zumindest, wenn es um zeitlich befristete Angestelltenverhältnisse geht. Ein Zweiklassensystem ist entstanden, das im akademischen Betrieb zwischen Festangestellten und befristet Beschäftigten unterscheidet.

Kinderfreie Unis: Zeitverträge an Hochschulen beeinträchtigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Für Wissenschaftler an deutschen Hochschulen, die mit Zeitverträgen angestellt sind, ist eine Vereinbarkeit von Kindererziehung und Beruf kaum möglich. Zu diesem Ergebnis kommt ein Papier der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), das am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Mehr

Es ist ein strukturelles Problem, wie die GEW gestern zu Recht kritisierte, aber eines, für das der Gesetzgeber die Verantwortung trägt. Solange nämlich die gesetzlichen Regelungen zur Elternzeit für die akademischen Zeitarbeiter nicht zwingend gelten, können sich die Hochschulen mit Verweis auf die Personalkosten aus ihrer Verantwortung stehlen.

Eine Verlängerung von Zeitverträgen für Nachwuchsakademiker mit Kindern kann aber nur der erste Schritt sein. Viel entscheidender ist eine Abkehr von der befristeten Beschäftigung an sich. Wenn mittlerweile 90 Prozent und demnächst möglicherweise so gut wie alle Doktoranden nur noch mit Zeitverträgen angestellt sind, beeinträchtigt das nicht nur die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Beruf, es leidet auch die wissenschaftliche Qualität der deutschen Hochschulen.

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