Anschlag auf Bahnstrecke Berlin-Potsdam

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Mutmaßlich linksradikale Täter legten am frühen Donnerstagmorgen im Südwesten Berlins den Verkehr auf der S-Bahn-Linie 7 und der Regionalbahn lahm. Die Unbekannten zündeten einen Kabelschacht der Bahn zwischen Grunewald und Nikolassee an. Im Internet bekannte sich eine Gruppe mit dem Namen »Vulkan Grimsvötn« zu dem Anschlag. In dem Bekennerschreiben erklärte die ominöse Gruppierung: »Wir verlängern den ersten Mai, den klassischen Kampftag der Arbeiterklasse.« Der verwendete isländische Name erinnert unterdessen stark an einen ähnlichen politisch motivierten Anschlag aus dem Jahr 2011, als eine Kabelbrücke am Bahnhof Ostkreuz in Brand gesetzt worden war.

Trotz des Bekennerschreibens geht die Berliner Polizei nicht von einem direkten Zusammenhang zu den politischen Veranstaltungen des 1. Mai aus. »Es hat keinen Bezug«, erklärte Polizeipräsident Klaus Kandt gestern auf einer Pressekonferenz. Offenbar wollten die Täter, die auch die Polizei derselben Gruppe wie 2011 zuordnet, einen »Generalstreik« erzwingen, um die Wirtschaft lahmzulegen, vermutete der Polizeipräsident. Ob einer oder mehrere Brandsätze bei dem Anschlag verwendet wurden, konnte Kandt gestern nicht sagen. Die Bundespolizei sei dabei, die Bahnanlagen abzusuchen.

Ein auf der Avus fahrender Autofahrer hatte gegen 3.15 Uhr das Feuer an den dortigen Gleisen bemerkt und sofort die Feuerwehr alarmiert. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschten den Brand an einem neben den Gleisen verlaufenden Schacht in der Nähe des Fischerhüttenwegs im Grunewald. Während der Lösch- und Aufräumarbeiten war die A 115 stadteinwärts für etwa 30 Minuten komplett gesperrt. Aufgrund der offenbar politischen Hintergründe hat der Staatsschutz beim Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen. Beim Anschlag 2011 am Ostkreuz hatte sogar kurzzeitig die Bundesanwaltschaft erwogen, die Ermittlungen an sich zu ziehen, weil sie den Anschlag als einen Terrorakt einschätzte.

Wie lange der Bahnverkehr zwischen Berlin und Potsdam für die Reparaturen unterbrochen werden muss, war gestern zunächst unklar. Die Störung könne bis zum Abend dauern, hatte ein Bahnsprecher erklärt. Für die S-Bahn fuhren zwischen den Bahnhöfen Messe Süd und Wannsee ebenso wie zwischen Messe Süd und Grunewald Busse. Betroffen war auch der Bahnverkehr. Die Regionalbahnen R 21 und R 22 sowie der Regionalexpress R 7 fuhren zwischen Potsdam und Charlottenburg nicht. Der Regionalexpress RE 1 wurde für die Dauer der Störung umgeleitet.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal