Werbung

Dramatische Farbklänge

Aquarellierte Reisebilder von Ronald Paris in der ZeitGalerie Friedrichshagen

  • Klaus Hammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Expressiven Realismus, drastischen Realismus, auch plastische Malerei hat man die Malweise von Ronald Paris genannt, und doch treffen solche Begriffe kaum auf sein Gesamtwerk zu, beziehungsweise bezeichnen nur Teilstrecken seines Werkes. Das Werk dieses Malers ist höchst vielgestaltig - stets hat er wieder neue Entwicklungen aufgegriffen, neue Themen und Motive in sein Werk einbezogen. Mal experimentierte er mit symbolischer Abstraktion und Verhärtung der Form, dann wieder mit raumbezogener Statuarik oder mit flutenden Bildräumen und Raumverschränkungen. Die sinnliche Auslegung der Farbe führte ihn ebenso zu dramatischen Farbklängen und glutvoller Bewegtheit wie zu gefühlvollen milden Valeurs.

Aquarelle der Ostseelandschaft, der Saale-Landschaft, aber auch seiner Reisen nach Italien, Frankreich, Spanien, Griechenland, Indien oder in die Türkei aus den letzten zwei Jahrzehnten stellt jetzt die ZeitGalerie Friedrichhagen aus. Ein expressives zeichnerisches Gerüst verbindet sich mit einer dramatischen Lichtführung in seinen Rügen-Studien. Die jeweilige Perspektive nähert sich tastend der gegenständlichen Form, wobei oberstes Prinzip die sinnliche Einprägsamkeit bleibt. Die Erträge der Italienreisen scheinen dem Licht Piero della Francescos, eines der größten klassischen Maler der toskanischen Frührenaissance, zu folgen, das den Landschaftsraum durchflutet und durchdringt. Die Materie erscheint hier halbgeformt und erweckt den Eindruck, als wolle sie sich jeden Augenblick in dem Licht auflösen, aus dem sie gemacht ist. Farben als reiner Ausdruck einer sichtbaren Wirklichkeit, von Paris überhöht durch die bewusst genutzte Palette, wobei auch das Unbewusste eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt.

Nur wenn man selbst in der Provence gewandert ist, auf den kahlen, rötlichen Hügeln, den Pinienduft eingeatmet und in wirbelnde Helligkeit geschaut hat, dahin, wo die kreidegrauen Klippen der Kalkmassive im Licht zu gleiten und zu schwanken scheinen, nur dann kann man erfassen, was seine Aquarelle aus diesem Landschaftsraum sind - die Empfindung wird zur Wirklichkeit. Paris scheut die Wiederholung, er arbeitet in Serien, um sie zu vermeiden. Jedes Bild geht die Landschaft und die Entfernung vom Auge zu ihr neu an. Die Skala reicht von einer bloßen Vibration aus Wasserfarbe am Horizont, mit durchscheinenden unruhigen Konturen gemalt, die sich in den zartgrünen und lavendelfarbenen Umrissen der Bäume im Vordergrund wiederholen, bis zur massiven Festigkeit der Höhenzüge. Hier gehört jedes Teilchen der Fläche in einen ununterbrochenen Zusammenhang, eine Fläche der beständigen Form.

Während sich in den 80er/90er Jahren in den Motiven der Heimat und der Fremde noch eine topografische Erkennbarkeit der Orte und Landschaften ablesen lässt, hat man den Eindruck, dass das Motiv im letzten Jahrzehnt im Duktus einer noch spontaner ausgeführten Malerei zurücktritt. Das Motiv wird von dramatisch bewegten Flächen bedrängt, der Horizont durch das einfallende Licht malerisch überhöht. Die Faszination der bizarren Landschaft und der über sie herrschenden Naturgewalt hat den Künstler in den Bann gezogen. Sein Ich ist nicht mehr hinter die Bilder getreten, sondern es ist eingeflossen in das stoffliche Panorama seiner Entwürfe. Die Landschaft - ein Gewebe von Beziehungen, ein Stück Grenzenlosigkeit.

Der in Rangsdorf bei Berlin lebende Ronald Paris begeht in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag und für sein Lebenswerk wird er im Juni den »Brandenburgischen Kunstpreis« erhalten.

Ronald Paris - »Unterwegs«. Aquarelle. ZeitGalerie Friedrichs-hagen, 12587 Berlin, Scharnweberstr. 59, Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr, bis 24. Mai

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal