nd-aktuell.de / 21.05.2013 / Politik / Seite 14

Paddeln im Tagebau

Im Leipziger Neuseenland stiegen die Übernachtungszahlen seit dem Jahr 2000 um 80 Prozent

Christiane Raatz, dpa
Die ehemalige Braunkohleregion rund um Leipzig gilt als größte Landschaftsbaustelle Europas. Zwischen Delitzsch und Borna sind rund 20 Tagebauseen mit einer Wasserfläche von rund 70 Quadratkilometern entstanden, einige davon sind allerdings noch nicht ganz voll.

Dresden. Sachsen will sich künftig stärker als Eldorado für Wassersportler etablieren. »Sachsen baut im Bereich Wassertourismus ordentlich an seiner Wettbewerbsfähigkeit«, sagte die Sprecherin der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen, Ines Nebelung, in einer dpa-Umfrage. Neben Bootstouren auf Elbe oder Mulde sieht sie vor allem im Leipziger und dem Lausitzer Seenland Potenzial. Je mehr Hotels, Bootsvermieter und Co. sich in der Region ansiedelten, desto mehr werde Sachsen zu einem konkurrenzfähigen Ziel für Wassersport-Touristen. Zudem lockten ganz in der Nähe Städte wie Görlitz, Bautzen, Dresden oder Leipzig. »Diese Kombination ist ein Vorzug.«

Die ehemalige Braunkohleregion rund um Leipzig gilt als größte Landschaftsbaustelle Europas. Zwischen Delitzsch und Borna sind rund 20 Tagebauseen mit einer Wasserfläche von rund 70 Quadratkilometern entstanden, einige davon sind allerdings noch nicht ganz voll. »Als nächstes wird 2015 mit dem Zwenkauer See einer der größten der Region fertig geflutet«, sagte die Sprecherin des Tourismusvereins Leipziger Neuseenland, Daniela Kuhnert. Segeln, Surfen oder Wildwasserrafting lockten bereits viele Wassersportler, Badestrände wie etwa am Cospudener oder Markleeberger See laden zum Entspannen ein.

Mit knapp 523 000 Übernachtungen (plus 19,2 Prozent) verbuchte das Leipziger Neuseenland 2012 bisher das erfolgreichste Jahr. Im Vergleich zu 2000, dem Eröffnungsjahr des Cospudener Sees, stiegen die Übernachtungszahlen um knapp 80 Prozent. Für dieses Jahr rechnet der Tourismusverein mit bis zu zehn Prozent mehr Übernachtungen.

Nach Einschätzung des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Dresden wird auch die Elbe bei Wassersportlern immer beliebter. Allein im Vorjahr gab es 650 Neuzulassungen von Sportbooten. Beinahe hätte allerdings ein Erlass des Bundesverkehrsministeriums zahlreichen Bootsvermietern und Anbietern von Erlebnistouren entlang der Elbe die Saison verhagelt: Anfang Januar trat eine neue Schifffahrtsordnung in Kraft, die den gewerblichen Passagiertransport mit Sportbooten untersagte. »Für dieses Jahr gilt aber eine Ausnahme«, sagte ein WSA-Sprecher. Mit jedem gefluteten See gewinnt auch der Wassertourismus in der Lausitz an Bedeutung, erklärte eine Sprecherin des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland. Bis 2016 soll die Wanne voll sein. Insgesamt 16 Seen laden auf sächsischer Seite zum Baden, Segeln, Surfen oder Tauchen ein. Auch Fans von Motorbooten oder Jetski kommen auf ihre Kosten. Klaus Renner bietet in seiner Wassersportschule am Geierswalder See zahlreiche Kurse und den Verleih von Kanus, Tretbooten und Segeljollen an. »Die Nachfrage ist groß, Wassersport hat sich hier etabliert«, sagte Renner. Gefragt sei in diesem Jahr vor allem ein Trendsport aus den USA: das Stand-Up-Paddling, bei dem stehend auf einem Surfbrett gepaddelt wird.

Knapp 408 000 Übernachtungen zählte das Lausitzer Seenland 2012, die meisten Gäste kamen laut Verein aus Sachsen, Brandenburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Am 1. Juni wird zudem der erste schiffbare Kanal zwischen dem Senftenberger See und Geierswalder See eröffnet, von 2014 an sollen Fahrgastschiffe hier Touristen befördern.

Von 2013 bis 2017 fließen laut Wirtschaftsministerium insgesamt knapp 528 Millionen Euro an Bund- und Landesmitteln in die Rekultivierung ehemaliger Braunkohlegebiete. In das Leipziger Neuseenland wurden bisher rund 38 Millionen Euro investiert, davon stammen 26,5 Millionen vom Freistaat.