Rückkehr zum Gedruckten

MEDIENkrise: Zeitungen in den USA

  • John Dyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Die »Times Picayune« (TP) aus New Orleans zeigt sich reumütig. Noch vor zwei Jahren hatte das Blatt seine gedruckte Auflage heruntergefahren, später nur noch drei Mal die Woche eine Ausgabe gedruckt. Alle Kraft wurde auf die Internet-Ausgabe der Zeitung gesetzt. Das ging reichlich schief. Jetzt soll an den Tagen ohne großformatige TP wenigstens eine Ausgabe im kleineren Tabloid-Format gedruckt werden. »Die Web-Seite bleibt enttäuschend«, befindet der ehemalige Chefredakteur der Times Picayune, Jed Horne. Die Leute, die sich für das interessieren, was das Lokal- und Regionalblatt an Information bietet, greifen offenbar lieber zum Gedruckten. Verleger Ricky Mathews versichert aber, dass es am Konzept des Multimedia-Auftritts mit Druck und Internet festhalten wolle.

Die Entwicklung bei der TP spiegelt einen überraschenden Hoffnungsschimmer in der Zeitungswelt der Vereinigten Staaten wider: Gedrucktes ist nicht »out«. Im vergangenen Jahrzehnt haben die meisten amerikanischen Zeitungen an Leserschaft ihrer gedruckten Ausgaben verloren, das aber keineswegs durch digitale Zeitungen im Internet wettgemacht. Der Kostendruck zwang die Verlage zum Sparen, auch und insbesondere beim Personal. Weniger Redakteure bedeuteten aber weniger eigene Information für die Leser. Gleichzeitig wurden andere Informationsmedien für viele Menschen interessanter als die gute alte Zeitung.

Jetzt aber könnte sich das Blatt wenden. Seit Beginn der wirtschaftlichen Erholung in den USA steigen auch die Auflagen der Zeitungen wieder. So hat der »Philadelphia Inquirer« angekündigt, dass es die vor zwei Jahren aus Kostengründen eingestellte dicke Samstagausgabe wieder geben werde.

Von einigen positiven Ausreißern abgesehen, befinden sich Amerikas Zeitungen allerdings noch immer im Sinkflug. Die Auflagenkontrolleure der Alliance of Audited Media (AAM) haben festgestellt, dass die Gesamtauflage im März 2013 um sieben Prozent unter der des Vergleichsmonats des Vorjahres lag. Die Leserschaft digitaler Ausgaben im Internet stieg um 19 Prozent - gegenüber 14 Prozent 2012.

Unberührt davon steigen die Zahlen beim »Wall Street Journal« (WSJ), das sich ebenso wie die »New York Times« (NYT) an die amerikanischen Eliten richtet. Das WSJ hat seine verkaufte Auflage seit dem vergangenen Jahr um zwölf Prozent gesteigert. Sie liegt - Print und digitale Ausgabe zusammen - bei 2,38 Millionen. Zwölf Prozent der Steigerung kamen aus der Zunahme der Leser der Web-Ausgabe. Bei der New York Times läuft es ähnlich. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Leserschaft um 18 Prozent auf 1,87 Millionen. Davon entfallen 1,13 Millionen auf die »digital edition« - eine Zunahme um 32 Prozent. Anders als viele der kleineren Zeitungen sind die digitalen Ausgaben von New York Times und Wall Street Journal kostenpflichtig für den Leser.

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