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Online statt Print

Jürgen Amendt über die geplante Bezahlschranke bei bild.de

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Geschäfte des Axel-Springer-Verlags und seines Flaggschiffs »Bild« laufen derzeit prächtig. Im vergangenen Jahr hat der Konzern seinen Umsatz auf 3,31 Milliarden Euro gesteigert und den Gewinn vor Steuern auf 628 Millionen Euro erhöht - ein Rekordergebnis, das allerdings ausschließlich auf das digitale Geschäft zurückgeht (Online-Marktplätze, Werbung). Eingebrochen ist dagegen die Auflage im Printbereich, von der gedruckten »Bild« wurden im ersten Quartal 2013 acht Prozent weniger verkauft als im Vorjahr.

Weil das Online-Geschäft so gut läuft, will Springer jetzt richtig Kasse machen. Ab dem 11. Juni werden Inhalte der Hauptmarke bild.de teilweise mit einer Bezahlschranke versehen. Die Leser sollen Abonnements abschließen, die von rund fünf Euro bis etwa 15 Euro im Monat reichen, kündigte der Konzern am Montag an. Das ist nicht ohne Risiko, denn warum sollen Leser für etwas zahlen, was sie anderweitig ohne Extra-Gebühr haben können? Wer das Interview mit der Kanzlerin lesen will, kauft sich halt die gedruckte Zeitung. In Deutschland sind deshalb ähnliche Vorhaben anderer Verlage bislang auch gescheitert.

Doch aussichtslos ist das Unterfangen nicht. Man kennt das aus dem Pay-TV-Bereich. Der Bezahlsender »Sky« mühte sich jahrelang erfolglos, auf dem Markt Fuß zu fassen. Seit einiger Zeit aber steigen die Kundenzahlen. Grund: Die wichtigsten Fußballspiele der UEFA-Champions-League werden immer häufiger nur noch im Pay-TV ausgestrahlt. Ein altbewährtes Marktprinzip: Eine Verknappung des Angebots (hier: gebührenfrei empfangbare Fußballspiele) treibt den Händlern, die die Ware exklusiv anbieten können, die Kundschaft zu.

Darauf spekuliert auch der Springer-Verlag. Die Leser sollen vor allem mit Hilfe von exklusiven Zusammenfassungen von Spielen der Fußball-Bundesliga hinter die Bezahlschranke gelockt werden. Sollte das erfolgreich funktionieren, werden andere Verlage sicherlich nachziehen.

Was nach Experiment ausschaut, ist indes mehr als der Versuch, mit dem Internet Geld zu verdienen. Für Springer (und letztlich nicht nur für diesen Verlag) ist es der konsequente nächste Schritt weg vom gedruckten Leseprodukt, hin zur Online-Zeitung. Während man in den Online-Bereich in den letzten Jahren viel Geld investiert hat, wurde für die Weiterentwicklung des Printbereichs so gut wie kein Geld mehr ausgegeben. Auch das ist ein Signal an die Konkurrenz.

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