Mehdorn takes it easy

Spekulationen um Teileröffnung des Flughafens noch 2013

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Frage aller Fragen in Berlin lautet derzeit: Wann öffnet der Flughafen BER? 2014, 2015 - oder vielleicht doch noch 2013, wie es der Flughafenchef Hartmut Mehdorn offenbar betreibt. Laut »Bild«-Zeitung bot Mehdorn der Billig-Airline Easyjet bereits an, schon ab Oktober von dem Flughafen zu starten. Bestätigen wollten das beide Seiten gestern aber nicht.

»Easyjet kommentiert keine Spekulationen«, so der Deutschlandchef Thomas Haagensen. Allerdings habe man gegenüber dem Flughafenmanagement stets eine schrittweise Eröffnung empfohlen und sei sehr daran interessiert, frühzeitig umzuziehen. Easyjet ist die größte Fluggesellschaft am alten Flughafen Schönefeld und hätte keinen langen Umzugsweg. Flughafensprecher Ralf Kunkel hielt sich aber ebenso bedeckt: »Wir beschleunigen sämtliche Prozesse am Flughafen und loten die verschiedensten Möglichkeiten aus.« Ziel sei eine zügige und sichere Inbetriebnahme. Man werde im Herbst die nächsten Schritte vorstellen. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wollte sich zu den Termin-Spekulationen nicht äußern. »Der Flughafen prüft alle Varianten, im Herbst erwarten wir sein Gesamtkonzept«, so Senatssprecher Richard Meng.

Mehdorn aber favorisiert unverdrossen eine etappenweise Inbetriebnahme des Flughafens. Zuerst soll der Nordpier - ein Seitenflügel des Terminals - eröffnet werden. Hier sollen die Easyjet-Passagiere einchecken und dann von der nördlichen Start- und Landebahn abheben. Doch dies wäre mit etlichen Risiken verbunden.

Der Flughafenexperte Dieter Faulenbach da Costa hält es für ausgeschlossen, dass vom Nordpier ab Herbst Passagiere starten können. »Der Nordflügel ist dafür nicht gebaut, er ist ein reiner Wartebereich und viel zu schmal, ohne Check-In-Schalter und Gepäckbänder.« Um diese unterzubringen, müsste angebaut werden, was wieder neue Planungen und Ausschreibungen erfordere und sogar die Verlegung des angrenzenden Busbahnhofs. »Das würde etwa zwei Jahre dauern und bis zu 250 Millionen Euro kosten«, so Faulenbach da Costa. »Es sei denn, das Gepäck wird auf dem Vorfeld gestapelt, von wo es sich die Passagiere selbst abholen können.« Faulenbach da Costa wirft Mehdorn vor, die Interessen der Airlines auf Kosten der Steuerzahler zu vertreten.

Bisher ist es mit Easyjet aber nur eine Airline, die sich für Mehdorns etappenweise Eröffnung begeistern kann. Lufthansa und Air Berlin warnen vor den höheren Kosten, den ein Parallelbetrieb von mehreren Flughäfen bedeuten würde. Alle technischen Anlagen und Infrastruktureinrichtungen müssten an jedem Airport vorgehalten werden. Außerdem ist umstritten, ob nicht auch eine Teileröffnung automatisch die Schließung von Tegel nach sich zieht. Laut Faulenbach da Costa müssten bei einem Parallelbetrieb auch die Flugrouten neu geregelt werden.

Easyjet stellt für einen vorfristigen BER-Umzug laut »Bild« die Bedingung, dass der Flughafenbahnhof nutzbar ist. Das dürfte wegen der nicht funktionierenden Brandschutzanlage im Terminal allerdings problematisch sein.

Das Bundesverkehrsministerium befürwortet eine etappenweise Eröffnung. Der Vorsitzende des Berliner Flughafen-Untersuchungsausschusses, Martin Delius (Piraten), hingegen meinte süffisant: »Wie wäre es erstmal mit fertig bauen?«

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