Hoffnung auf neue Kontakte

Die Linke vor dem Sozialforum in Athen

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.
Für die meisten hier zu Lande ist die griechische Linke ein weißer Fleck. Das war nicht immer so. In Westdeutschland löste etwa die griechische Militärdiktatur in den 70er Jahren eine enorme Solidaritätswelle aus. Doch danach erlosch in weiten Teilen der Linken das Interesse. Allenfalls in den Medien erfuhr man, dass die größten europäischen Demos gegen die Kriege in Jugoslawien und Irak in Griechenland stattfanden. Gemeinsame Gegner Tatsächlich ist der Kampf gegen die Politik der USA und gegen die NATO das einigende Band einer ziemlich fraktionierten griechischen Linken. Die Kommunistische Partei (KKE) ist mit knapp fünf Prozent der Stimmen bei den letzten Parlamentswahlen geschrumpft. Die KKE und ihre Bündnispartner waren an der Mobilisierung gegen Irak- und Jugoslawienkrieg beteiligt. Außerhalb ihres eigenen Bündnisspektrums wird die Partei wegen ihrer hierarchischen Struktur und ihres Alleinvertretungsanspruchs aber immer wieder kritisiert. Eine Kooperation mit anderen Linken gibt es kaum. Ein Wahlbündnis mit den Eurokommunisten ist schon vor mehr als 15 Jahren zerbrochen. Letztere haben in einem Bündnis unter der Bezeichnung Syn (Koalition der linken Bewegungen und der Ökologie) zuletzt knapp über drei Prozent der Wählerstimmen erreicht und sind nun mit sechs Abgeordneten im Parlament vertreten. Dem Bündnis gehören neben der eurokommunistischen Synaspismos, linken Sozialdemokraten auch Vertreter von Attac an. Aus diesen Spektrum kommt auch die stärkste Unterstützung für die Europäischen Sozialforen, während die KKE zu solchen »klassenübergreifenden« Projekten lieber auf Distanz bleibt. Syn gehört auch zu den Begründern der von der KKE heftig bekämpften Partei der Europäischen Linken. Mitunter handgreiflich Während sich in der Syn all jene Linken sammeln, denen die KKE zu traditionell und hierarchisch ist, werden beide Formationen von der radikalen Linken als reformistisch abgelehnt. Immerhin gibt es zwischen deren verzweigtem Spektrum und der Syn gelegentliche Zweckbündnisse. Dagegen kann das Verhältnis zwischen griechischen Linksradikalen und der KKE getrost als feindlich bezeichnet werden. Auf Demos kommt es zwischen KKE-Ordnern und Anarchisten gelegentlich sogar zu körperlichen Auseinandersetzungen. Daneben haben zwei linke Strömungen vor einigen Jahren auch international für Aufsehen gesorgt. Die trotzkistische SEK ist mit der britischen SWP und Linksruck liiert. Die operaistische Neue Linke Strömung (NAR) machte vor ein paar Jahren Versuche, aus dem engen linken Zirkelwesen auszubrechen. Allerdings hat die Organisation in der letzten Zeit an Einfluss verloren. Mit der »Bewegung des 17. November« gab es in Griechenland zudem eine auch in der Linken sehr umstrittene bewaffnete Gruppe. Durch eine Verhaftungsaktion im Jahr 2002 wurde diese Organisation allerdings zerschlagen. Die Verfahren sind noch nicht abgeschlossen. Seit dem EU-Gipfel von Thessaloniki im Sommer 2003 gibt es wieder Hoffnung auf neue Kontakte zwischen deutschen und griechischen Linken. Erste Bündnisse hatten bereits Erfolg: Im Mai 2005 haben Antifaschisten aus Deutschland und Griechenland einen deutschen Soldatenfriedhof auf Kreta besetzt und so eine Gedenkfeier von Wehrmachtsangehörigen verhindert.
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