Wer versteht das noch?

  • Maik Forberger
  • Lesedauer: 2 Min.
Was haben die Wörter Ambiguität, Kernspintomographie und funktionale Differenzierung gemeinsam? Es sind Begriffe, die fremd klingen, etwas Spezifisches bezeichnen und es teilweise in die Alltagssprache geschafft haben. Das Fremde allerdings bleibt. So jedenfalls denken jene, die nicht täglich mit diesen Begriffen hantieren. Ganz und gar anderer Meinung sind die, die solche Begriffe prägen. Und das sind meistens Wissenschaftler. Sie haben sich eine Sprache geschaffen, die für Laien immer unverständlicher wird. Die Wissenschaftler selbst verweisen auf die komplizierte Materie ihres Faches. Sie erfordert häufig sprachliche Differenzierung, die einhergeht mit komplizierten Fachausdrücken. Für Christoph Schalley, Professor für Organische Chemie an der Freien Universität Berlin (FU) besteht daher ein »Kommunikationsproblem zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit«. Um das Kommunikationsproblem zu beheben, gibt es unter Wissenschaftlern nur zwei Lösungsvorschläge: Die einen schreiben Artikel für Tageszeitungen oder populärwissenschaftliche Magazine. Doch begingen sie den Fehler, so der Mathematiker Günter M. Ziegler (FU), innerhalb einer vorgegeben Spaltenzahl Forschungsergebnisse so stark zu vereinfachen, dass diese teilweise sogar verfälscht würden. Die anderen wiederum blieben in ihrem Elfenbeinturm und begingen den Fehler, nicht nur nicht mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. »Sie gefährden damit auch den Fortbestand ihres Forschungsbereiches, schließlich finanziert der Steuerzahler die Wissenschaft«, also wolle er Ergebnisse klar vermittelt bekommen, weiß Ziegler. Ziegler und Schalley plädieren für eine neue Sprache, die Begriffe schafft, mit denen sowohl die Wissenschaftler als auch die Öffentlichkeit etwas anfangen können. Ein begrüßenswertes Unterfangen, denn schließlich liegt es an der Wissenschaft, eine Sprache zu finden, die vielen Menschen zugänglich ist. Der Autor studiert an der Humboldt-Universität in Berlin.
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