Lena Lotzen löst die Bremse

Nach 3:0-Sieg ist Deutschlands Fußballerinnen das EM-Viertelfinale in Schweden kaum noch zu nehmen

  • Ulli Brünger, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Freude und Erleichterung bei den deutschen Fußballerinnen über den ersten Turniersieg ist groß. Lena Lotzens erstes Länderspieltor beim 3:0 gegen Island wirkte befreiend. Der Titelverteidiger ist »angekommen« bei der EM in Schweden und spielt am Mittwoch gegen Norwegen um den Gruppensieg.

Lena Lotzen wurde nach ihrem Premierentreffer vor Freude fast erdrückt. Einen kurzen Moment musste man Sorge um ihre Gesundheit haben. Doch sie konnte sich aus dem deutschen Jubelknäuel letztlich doch wieder unverletzt befreien. »Als der Ball ins Tor ging, war das pure Erleichterung. Es ist etwas ganz Besonderes, bei der EM sein erstes Tor zu schießen«, sagte der 19-jährige Shootingstar nach dem 3:0 (1:0) der deutschen Fußballerinnen. Mit dem Sieg gegen Island sind die Titelverteidigerinnen wieder in der Spur und nehmen direkten Kurs auf das EM-Viertelfinale in Schweden.

Dzsenifer Marozsan berichtete am Tag danach von einer nun gelösten Stimmung. »Es war ein tolles Gefühl, mit einem Sieg aufzuwachen«, sagte die Spielmacherin vor der zweistündigen Busfahrt zum nächsten Spielort Kalmar. »Wir sind jetzt im Turnier angekommen«, schwärmte auch Celia Okoyino da Mbabi, die sich nach Lotzens Führung (24.) als Doppeltorschützin (55./84.) auszeichnete.

»Die drei Punkte waren enorm wichtig, um weiterzukommen«, sagte Bundestrainerin Silvia Neid, die nach dem mageren 0:0 gegen die Niederlande wieder rundum zufrieden war: »Die Spielerinnen hatten sich viel vorgenommen. Sie haben eine gute Antwort an all die Kritiker gegeben, weil sie gezeigt haben, was in ihnen steckt.«

Nun genügt den Deutschen im abschließenden Vorrundenspiel am Mittwoch gegen die punktgleiche Norwegerinnen (4 Zähler) schon ein Remis, um den Gruppensieg perfekt zu machen. Selbst bei einer Niederlage gegen den Ex-Weltmeister müsste schon alles völlig schief laufen, damit die Mannschaft der Deutschen Fußball-Bundes die Runde der besten acht Teams noch verpasst. Spielen die Niederlande gegen Island remis, ist die K.o.-Runde ohnehin fix gebucht.

»Natürlich wollen wir gegen Norwegen gewinnen. Es ist ja ein Mitfavorit«, sagte die erfahrene Torhüterin Nadine Angerer, die gegen Island beschäftigungslos blieb. »Der Sieg tut der jungen Truppe gut. Trotzdem schicke ich die Mädels um Zwölf ins Bett«, scherzte die 34 Jahre alte Spielführerin am Sonntagabend.

Dass die 15 Jahre jüngere Lotzen den Weg ins Viertelfinale freischoss und damit die Bremse löste, ist kein Zufall. Die quirlige und beidfüßige Stürmerin vom FC Bayern München macht aus ihrer Rolle als rechte Flügelstürmerin das Beste und ist bisher die Entdeckung im deutschen Team. »Ich habe sie vor der EM gefragt, ob sie sich mit der Position anfreunden kann. Lena hat sich in der Vorbereitung unheimlich entwickelt. Ich freue mich, dass sie nun ihr erstes Tor gemacht hat - und dann noch so ein wichtiges«, befand Neid.

Über jeden Zweifel erhaben ist auch Torjägerin Okoyino da Mbabi. In ihrem 81. Länderspiel gelangen der Tochter eines Kameruners und einer Französin die bereits ihre Treffer 42 und 43. Schon in der EM-Qualifikation war die künftig für den 1. FFC Frankfurt spielende Angreiferin mit 17 Treffern Europas beste Schützin. »Celia ist einfach ein toller Typ. Sie reißt alle mit und ist unglaublich wichtig für die Mannschaft«, lobte Neid auch die 25-Jährige in den höchsten Tönen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal