Die Elite will ein »Weiter so«

Top-Entscheider: Bestnoten für Merkel, Waterloo für Steinbrück

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 3 Min.
Stimmungswandel bei Führungskräften in Politik und Wirtschaft: Rechneten noch im Herbst des Vorjahres 80 Prozent nach der Bundestagswahl 2013 mit einer Großen Koalition, so sprechen sich die Top-Entscheider jetzt mehrheitlich für eine Neuauflage der schwarz-gelben Regierung aus.

Was für ein Geburtstagsgeschenk für Angela Merkel zu ihrem 59. am Mittwoch! Die Elite hat zu Schwarz-Gelb zurückgefunden. Drei von fünf befragten Führungskräften in Politik, Wirtschaft und Verwaltung wollen eine Fortsetzung der Koalition von Union und FDP unter Führung der Kanzlerin. Das ergab die neueste Umfrage des Allensbacher Instituts für Demoskopie (IfD), die im Auftrage des Wirtschaftsmagazins »Capital« seit 1987 regelmäßig unter sogenannten Top-Entscheidern durchgeführt wird und am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Befragt wurden Ministerpräsidenten, Minister, Staatssekretäre, Fraktionsspitzen, Leiter von Bundes- und Landesbehören, Geschäftsführer, Firmeninhaber, Vorstandschefs.

Deren Stimmungsbild sah bis vor einigen Monaten noch verdammt anders aus. Zwar lag die Kanzlerin stets unangefochten auf dem Spitzenplatz. Aber nach dem eher suboptimalen Regierungsbeginn von Schwarz-Gelb, den IfD-Geschäftsführerin Renate Köcher rigoros als »völligen Fehlstart« bezeichnete, hatten die Führungsköpfe geradezu verheerende Urteile gefällt. 2010 zeigten sich 92 Prozent von ihnen von Schwarz-Gelb enttäuscht, 2011 waren es 77 Prozent, im Vorjahr noch mehr als die Hälfte. Heute sind dagegen 52 Prozent von ihnen mit der Regierung zufrieden, 63 Prozent geben wachsendes Vertrauen in deren Stärke zu Protokoll. Dabei hatten noch im Herbst des Vorjahres 80 Prozent der 509 befragten Führungsspitzen mit einer Großen Koalition aus Union und SPD nach der Bundestagswahl gerechnet.

Die neuen Zustimmungswerte haben freilich nicht nur mit Merkel zu tun, der 90 Prozent der Top-Entscheider bescheinigen, eine starke Kanzlerin zu sein. Sie haben auch mit der FDP zu tun, deren erneute Regierungsbeteiligung inzwischen 52 Prozent der Elite wichtig ist - nachdem noch im März 2012 nur 21 Prozent und im Dezember 33 Prozent diese Aussage zu treffen bereit waren.

Ursache für den Stimmungsumschwung hin zu einer Neuauflage von Schwarz-Gelb ist aber vor allem das Erscheinungsbild der SPD und ihres Spitzenkandidaten Peer Steinbrück. Dessen Ruf als durchsetzungsstarker Stratege hat unter den Führungskräften erheblich gelitten - im Imagevergleich bleibt er nicht nur hinter der Kanzlerin, sondern selbst hinter seinem Vorgänger Frank-Walter Steinmeier erheblich zurück. Lediglich beim Kriterium Charisma kann Steinbrück Merkel hinter sich lassen. Aber in Sachen Kompetenz, Durchsetzungsvermögen, Glaubwürdigkeit, Problembewusstsein, Strategie und politisches Fingerspitzengefühl befinden die Befragten, dass der Herausforderer der Regierungschefin nicht das Wasser reichen kann. Und: Nur zwei Prozent von ihnen haben den Eindruck, dass Steinbrück den Kurs seiner Partei bestimmt, während 88 Prozent das bei der Kanzlerin als gesichert einschätzen.

Nach Meinung der Allensbacher Geschäftsführerin hat die Regierungskoalition sehr stark von »Fehlern und Unglücksfällen« der Opposition profitiert. Dazu zählt sie nicht nur die Nebeneinkunftsdebatte um Peer Steinbrück, sondern auch die Konzentration der SPD und vor allem der Grünen auf das Thema Steuern, das in einem »Land von Millionen Mittelständern« abschreckend wirke.

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