Weniger Unterhosenspione

Thomas Blum über Springer-Strategie und Pressevielfalt

  • Thomas Blum
  • Lesedauer: 2 Min.

Keiner behaupte, es gäbe heutzutage keine guten Nachrichten mehr! Hier ist eine: Durch die Zusammenlegung der Redaktionen von »Bild« und »B.Z.« sollen etwa 50 Stellen wegfallen. Der dümmste Satz dazu steht in der »Berliner Zeitung«: »Beide Titel sollen aber ihre publizistische Eigenständigkeit behalten.« Das klingt ein bisschen wie: Beide beschmierten Toilettenwände sollen ihre publizistische Eigenständigkeit behalten. Es soll noch immer Menschen geben, die »Bild« für eine Zeitung halten. Dabei hat der Schriftsteller Gerhard Henschel bereits vor Jahren die richtigen Worte für das Druckerzeugnis gefunden: »Zentralorgan der Unterhosenspionage«. Denn wer auf dem Laufenden bleiben will über den derzeitigen Zustand der »Hupen« bzw. »Schaumglocken« von Lady Dingsda oder Details erfahren möchte aus dem Leben der »gegrillten Oma«, die gestern im Obdachlosenasyl bei einem Brand zu Tode kam, wird um »Bild« nicht herumkommen.

Michael Konken, der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, hatte angesichts der Sparbeschlüsse des Axel-Springer-Verlags, bei denen es um nichts anderes geht als um Gewinnmaximierung, nichts Besseres zu tun, als sich um einen angeblichen Verlust an Pressevielfalt zu sorgen. Wer aber »Bild« und »B.Z.« als Garanten der Pressevielfalt identifiziert, der hält auch einen Ritualmord für Eurythmieunterricht. Sieht man einmal davon ab, dass in den meisten Zeitungen der Text sowieso allein den Zweck hat, den Platz zwischen den Anzeigen zu füllen.

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