Der Marsch ins Internet

Axel-Springer-Verlag verkauft Regionalzeitungen und Zeitschriften

  • Ulrich Glauber
  • Lesedauer: 3 Min.

Deutschlands führender Zeitungs- und Zeitschriftenverlag hält die Tage der Printerzeugnisse offenbar für gezählt. Der Springer-Konzern verkauft die beiden Regionalzeitungen »Berliner Morgenpost« und »Hamburger Abendblatt« an die Funke Mediengruppe. »Die Axel Springer AG wird den eingeschlagenen Weg zum führenden digitalen Medienunternehmen konsequent weitergehen«, kommentierte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner den Verkauf.

Die Unternehmensstrategie werde weiter klar auf die Bild- und die Welt-Gruppe ausgerichtet bleiben, »in die wir journalistisch investieren werden und die auch sehr langfristig unverzichtbarer Kern des Unternehmens Axel Springer bleiben«, heißt es weiter. Auch hier fällt auf, dass zwar von »multimedialen Kernmarken« die Rede ist, aber kein Wort über die Zukunft der beiden Springer-Flagschiffe in gedruckter Form fällt.

Döpfner hat nun zuerst einmal Ballast abgeworfen. Zukünftig sollen die Regionalzeitungen »Berliner Morgenpost« und »Hamburger Abendblatt«, die Anzeigenblätter in Berlin und Hamburg, sowie die fünf Programm- und zwei Frauenzeitschriften von Axel Springer (Hörzu, TV Digital, Funk Uhr, Bildwoche, TV Neu, Bild der Frau, Frau von heute) sowie die dazugehörigen Digitalmarken unter dem Dach der Funke Mediengruppe erscheinen. 920 Millionen Euro beträgt das Volumen des Verkaufs. Die Regional-, Programm- und Frauenzeitschriften trugen laut Verlag 2012 knapp 95 Millionen Euro zum Gewinn und 512 Millionen Euro zum Umsatz bei. Mit der Rundfunkzeitschrift »Hörzu« hatte der 1985 verstorbene Patriarch Axel Springer nach dem Zweiten Weltkrieg den Grundstein zu seinem Imperium gelegt, zwei Jahre bevor er 1948 mit dem »Hamburger Abendblatt« auch ins Zeitungsgeschäft einstieg.

Auch Funke-Geschäftsführer Thomas Ziegler betonte, dass sich für sein Unternehmen mit der Übernahme der Titel von Springer neue Perspektiven im »Print- und im Online-Bereich« ergeben. Durch intelligente Verzahnung beider Bereiche wolle man den Essener Konzern nach seinen Worten zu einem »führenden nationalen Medienhaus ausbauen«. Der Konzern, der sich bis zum vergangenen Jahr WAZ-Mediengruppe genannt hatte, ist aus dem Ruhrgebiet mit den Regionalzeitungen Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), Neue Ruhr/Rhein Zeitung (NRZ), Westfälische Rundschau (WR) und Westfalenpost (WP) zum bisher drittgrößten Zeitungsverlag Deutschlands herangewachsen. Auch im Ausland hat sich Funke engagiert. So ist die Gruppe über den Mediaprint-Konzern zur Hälfte an der auflagenstärksten österreichischen Tageszeitung, dem Boulevardblatt »Neue Kronenzeitung«, beteiligt.

Zuletzt war Zieglers Konglomerat vor allem durch einen rigiden Sparkurs, Zusammenlegung von Redaktionen und Stellenstreichungen aufgefallen. Deshalb stieß die Nachricht vom Verkauf bei den betroffenen Mitarbeitern auf ein negatives Echo. Bei der Bekanntgabe auf einer Belegschaftsversammlung in Hamburg gab es ein Konzert von Buhrufen. Der Betriebsrat beschwerte sich, dass »Traditionsmarken verscheuert« werden sollen. Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) nannte die Neuigkeit »ziemlich katastrophal«. An der Börse sorgte die Meldung vom Verkauf der Springer-Titel für ein Kursfeuerwerk. Die Springer-Aktie legte auf den höchsten Stand seit April 2012 zu. Kommentar Seite 4

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