Äußerst bedrückende Lebenslagen

»Schwarzbuch Hartz IV« erscheint im Januar

  • Anke Engelmann
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Für den Gabentisch kommt es ein bisschen zu spät, doch pünktlich genug, um nach einem Jahr Bilanz zu ziehen. Anfang Januar erscheint das »Schwarzbuch Hartz IV«. Der Kunde ist König - inwieweit dieser Slogan auch für Erwerbssuchende zutrifft, hat nun die Dokumentationsstelle Hartz IV in Erfahrung gebracht. Initiativen wie die Internet-Plattform LabourNet, Tacheles, die Initiative Agenturschluss und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen haben von März bis Oktober dieses Jahres Fragebögen verteilt und online Daten gesammelt. Die Ergebnisse der Befragung finden sich im Anfang Januar erscheinenden »Schwarzbuch Hartz IV«. 664 Erwerbslose beteiligten sich an der Aktion. Ob die Umfrage damit repräsentativ ist, darüber könnte man streiten. Doch lassen sich deutliche Tendenzen ausmachen, so die Redakteure Mag Wompel und Ralf Pandorf in einer ersten Auswertung. So habe sich klar bestätigt, was auch viele Beratungsstellen melden: Die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen sind häufig überfordert. 402 der Befragten hatten Schwierigkeiten mit der Agentur und zählten auf: keine Beratung, widersprüchliche Auskünfte, fehlerhafte Bescheide, Verschwinden von Unterlagen und andere Ärgerlichkeiten. 142 von ihnen fühlten sich zudem von den Mitarbeitern schikaniert. Für 249 Umfrageteilnehmer brachte Hartz IV eine deutliche Verschlechterung ihrer finanziellen Situation. Viele schrieben, so die Redakteure, dass sie nicht mehr wüssten, wie es weitergehen soll und beschrieben »äußerst bedrückende Lebenslagen«. Etliche berichteten darüber, wie die Armut die Situation ihrer Kinder beeinträchtige. Besorgnis erregend auch der Trend auf dem prekären Arbeitsmarkt: Die Hälfte der Befragten hat bereits Erfahrungen mit Ein-Euro-Jobs gesammelt, doch nicht einmal jedem zehnten von ihnen wurde ein reguläres Stellenangebot auf dem ersten Arbeitsmarkt unterbreitet. »Ich arbeite in meinem gelernten Beruf, ohne angemessen bezahlt zu werden. Ich arbeite wie alle anderen, habe aber keine Rechte«, berichtet ein Erwerbsloser. Zudem, ziehen die Redakteure Resümee, »richtet sich die Erwerbslosenindustrie offensichtlich dauerhaft auf diese profitablen Arbeitskräfte ein und macht sich weder die Mühe der Einweisung und Qualifizierung, noch das Versprechen der dauerhaften Übernahme«. Neben den Ergebnissen der Befragung enthält der Band Tipps und Tricks für Erwerbslose, Analysen und Hintergründe und viel Wissenswertes über Prozesse der Selbstorganisierung innerhalb der Sozialproteste. Und natürlich eine Chronik derselben. »Schwarzbuch Hartz IV. Sozialer Angriff und Widerstand - eine Zwischenbilanz«, Agenturschluss (Hrsg.), Verlag Assoziation A, erscheint am 2. Januar 2006, ca. 11 Euro, ISBN 3-935936-51-6. Vorbestellungen sind möglich unter: assozi...

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