Weltgigant der Werbebranche

Publicis und Omnicom wollen fusionieren

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Durch die Fusion der US-amerikanischen Omnicom mit der französischen Publicis erwächst die größte Werbeagentur der Welt. Die überraschte Konkurrenz reagiert mit Kritik.

Die transatlantische Fusion wurde präsentiert wie ein Werbespot im Fernsehen: Auf dem Dachgarten des Publicis-Gebäudes in Paris, mit Blick auf Eiffelturm sowie Arc de Triomphe und mit Champagner für die Journalisten, präsentierten die Chefs der Werbeunternehmen Omnicom aus den USA und Publicis aus Frankreich am Sonntag das gemeinsame Projekt, das spätestens Anfang 2014 stehen soll. Der US-Amerikaner John Wren und der Franzose Maurice Levy scherzten wie alte Freunde und warteten mit der Anekdote auf, dass die Fusion als Schnapsidee am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos entstanden sei. Erst im Nachhinein habe man festgestellt, dass dies Synergieeffekte und Einsparungen von 500 Millionen Dollar bringen könne.

Sollte die Fusion zustande kommen, steigt die Publicis Omnicom Group zum Weltmarktführer in Sachen Werbung mit Einnahmen von zusammen 22,7 Milliarden Dollar, einem gemeinsamen Börsenwert von 35 Milliarden Dollar und 130 000 Mitarbeitern auf. Im vergangenen Jahr kauften die beiden Firmen zusammen Anzeigenplätze in Höhe für 3,34 Milliarden Dollar, schreibt das Fachmagazin »Advertising Age«. Das waren 41 Prozent des Weltmarktes. Die bisherige Nummer eins, WPP in London, kontrollierte 32 Prozent des Marktes.

Wren und Levy sollen das Unternehmen zunächst 30 Monate lang gemeinsam und gleichberechtigt führen, hieß es. Der heute 71-jährige Publicis-Chef will dann offenbar ausscheiden. Die Fusion soll vor allem auf den boomenden Werbemärkten in Asien und Lateinamerika die Expansion erleichtern. Levy sieht mehr Gewicht der neuen Gruppe in der Fernsehwerbung wie auch im expandierenden Werbemarkt des Internets.

Skeptiker zeigen sich weniger enthusiastisch angesichts der Fusionspläne, die noch von den Kartellämtern in den USA und Europa genehmigt werden müssen. So erklärte David Jones, Chef des Konkurrenten Havas: »Heute wollen Kunden die Anbieter schneller, agiler und flinker - nicht größer und komplexer.« Jones fügte hinzu, dieser Deal »macht zwei Männer glücklich, aber eine Menge Kunden verwirrt und ratlos«.

Analyst James Dix von Wedbush Securities fragte mit Blick auf die geplanten beiden Hauptsitze in New York und Paris: »Wo ist eigentlich das Machtzentrum? Sie müssen sich in eine breitere Organisation integrieren. Wenn man Kunden verliert, werden führende Manager abwandern.«

Zu den Flaggschiffen von Omnicom zählen bislang die Werbedienstleister BBDO, DDB Needham und TBWA Worldwide, die ihrerseits zahlreiche Werbeagenturen rund um den Globus führen. Zu den Agenturen und Marken von Publicis gehören unter anderem Leo Burnett, Saatchi&Saatchi und die Berliner Pixelpark AG. Auf dem deutschen Werbemarkt war Publicis bislang die Nummer drei. Hierzulande sind Autohersteller die wichtigsten Auftraggeber.

Zu den Kunden der neuen Gruppe werden einige der größten globalen Konzerne gehören, was Interessenkonflikte mit sich bringen könnte: So zählen in den USA die direkten Konkurrenten Coca Cola und PepsiCo, McDonalds und Taco Bell sowie Johnson&Johnson und Procter&Gamble dazu.

Die beiden Chefs der Publicis Omnicom Group sind dennoch optimistisch: Man habe sechs Monate Zeit gehabt zu prüfen, »ob man sich gegenseitig trauen kann«, sagte John Wren.

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