Der Wohnraummangel ist ein großes Thema

Dachverband von Studierendenvertretungen blickt mit Sorge auf den Start des Wintersemesters

  • Lesedauer: 2 Min.

nd: Was wird die Studenten zum Semesterstart im Herbst am meisten beschäftigen?
Marquardt: Der Wohnraummangel wird wieder ein großes Thema werden und andere Probleme überdecken. Berlin hat zu wenige bezahlbare Wohnungen. Hinzu kommt, dass dann alle die Leute gleichzeitig suchen, die erst kurz vor Semesterstart die Zusagen von den Universitäten bekommen. Das wird von den Vermietern ziemlich ausgenutzt. Viele nehmen mehr Miete als nötig. Außerdem raubt die Suche viel Zeit. Wenn sich bis zu 100 Leute auf eine Wohnung bewerben, muss man viel unterwegs sein. Man ist eher Wohnungssuchender als Studierender.

Welche Folgen hat das fürs Studium?
Eigentlich müsste man die ersten Wochen nutzen, um sich in der Universität zu orientieren und Freundeskreise aufzubauen. Das bleibt bei der Wohnungssuche auf der Strecke. Wenn man gleich den Anschluss verpasst, ist das sehr schädlich für den weiteren Studienverlauf.

Wie setzt sich Ihr Dachverband für die Studenten ein?
Wir fordern ein Bund-Länder-Programm für bezahlbaren Wohnraum.

Wo sehen Sie weitere Probleme?
In einigen Fächern werden im ersten Semester besonders harte Prüfungen geschrieben, damit möglichst wenige in das nächste Semester kommen und sich die Spreu vom Weizen trennt. Das ist angesichts der ungleichen Voraussetzungen nicht gerecht. Ich glaube, dass dies eine Strategie der Hochschulen ist, den Mangel an Studienplätzen zu bewältigen, etwa bei zulassungsfreien Fächern, oder wenn man sich bei den Zusagen verkalkuliert hat.

Warum ist Berlin aus Ihrer Sicht so beliebt bei Studenten?
Dass Berlin als Partymetropole gilt, ist nur ein Punkt. Berlin ist generell sehr vielseitig. Neben der vielfältigen Hochschullandschaft gibt es kulturelle Angebote in fast allen Bereichen, die das Studium gut ergänzen. Allerdings haben Landeskinder es oft schwer, einen Studienplatz zu bekommen, weil es sehr viele Bewerber von außerhalb gibt, die sie etwas verdrängen.

Interview: Anja Sokolow, dpa

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