nd-aktuell.de / 07.08.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

Auch Rosen sind jetzt fair

Umsatz mit Fair-Handels-Produkten stieg 2012 auf über 650 Millionen Euro

Simon Poelchau
Nachrichten über katastrophale Arbeitsbedingungen im globalen Süden lassen hierzulande immer mehr Menschen gerecht gehandelte Produkte kaufen.

Der Kaffee schmeckt besser, wenn man weiß, dass ihn keine Kinderhände gepflückt haben. Das denken sich immer mehr Verbraucher in Deutschland und greifen im Supermarkt zum fair gehandelten Produkt. Denn der Umsatz der Fair Trade-Branche hierzulande legte im Jahr 2012 mit 35 Prozen zu, wie das Forum Fairer Handel am Dienstag mitteilte. Demnach geben die deutschen Verbraucher rund 650 Millionen Euro für ihr gutes Gewissen aus.

Damit hält die Erfolgsstory der Waren, bei denen die Produzenten durch höhere Preise profitieren, weiter an. Im Jahr 2004 etwa betrug der Gesamtabsatz noch 99 Millionen Euro, seitdem ist er kontinuierlich gestiegen. Alleine im vergangen Jahr gab es ein Plus von 170 Millionen Euro. »Wir haben mindestens 1,4 Millionen Produzenten, die direkt vom fairen Handel profitieren«, sagt die Geschäftsführerin des Forums Fairer Handel, Antje Edler. Rechnet man deren Familienmitglieder hinzu, wären das insgesamt sechs Millionen Menschen. Dabei verteilen sich die Handelspartner mit 33 Prozent in Asien, 32 Prozent in Lateinamerika und 28 Prozent in Afrika relativ gleichmäßig auf die ärmsten Kontinente der Welt.

Das Gute-Gewissen-Produkt Nummer Eins ist nach wie vor der Kaffee. Mit einem Volumen von 11 675 Tonnen verzeichnete der Kaffeeabsatz ein Plus von 25 Prozent und machte 41 Prozent des Gesamtabsatzes der deutschen Fair-Handels-Importeure aus. Mit einem Marktanteil von 2,3 Prozent am gesamten Kaffeemarkt ist der faire Muntermacher aber noch ein kleines Nischenprodukt.

Auch andere klassische Fair-Handels-Produkte wie Tee oder Schokolade machen noch immer den Löwenanteil der gerecht gehandelten Waren aus. Insgesamt machten die Lebensmittel 76 Prozent des Gesamtumsatzes aller fair gehandelten Güter aus. Weil die Fair-Handels-Initiativen auch wert auf einen nachhaltigen Anbau legen, sind die Hälfte der Lebensmittel bio-zertifiziert. Bei den Südfrüchten, die 2012 ein Plus von 56 Prozent verzeichneten, sind sogar 90 Prozent bio.

Doch »eine richtige Erfolgsgeschichte waren die Fair-Trade-Rosen«, erzählt Edeler. Mit einem Plus von 219 Prozent hat sich Deutschland an die Spitze des Handels mit fair-trade-zertifizierten Blumen befördert. Mittlerweile ist hierzulande fast jede fünfte Blume unter guten Bedingungen gezüchtet worden.

Andere Produktgruppen sind weniger stark vertreten, weil ihre Herstellung oft komplizierter ist, und ihre Zertifizierung dadurch aufwendiger wird. So gibt es bisher noch kein Siegel für Kleidung. Angesichts der katastrophalen und lebensbedrohlichen Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter in Bangladesch plant Transfair international aber derzeit ein Siegel für faire Arbeitsbedingungen.

Der Weg hin zu einer gerechten Weltwirtschaft ist allerdings noch sehr weit. »Mangelnder Arbeitsschutz, Hungerlöhne, Unterdrückung von Gewerkschaften sind im globalen Süden eher die Regel als die Ausnahme«, sagt Edler. Eine ihrer Forderungen ist deshalb, dass die Bundesregierung dafür Sorge trägt, dass alle Unternehmen bei ihrer weltweiten Geschäftstätigkeit ihrer menschenrechtlichen Verantwortung nachkommen. »Unternehmen sollten dafür haftbar gemacht werden können, wenn sie Menschenrechte verletzen oder deren Verletzung billigend in Kauf nehmen, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit«, forderte Elder.