Die Zeit der Lippenbekenntnisse ist vorbei

Der israelische Nahostexperte Avi Primor hofft auf ernsthafte und sachliche Verhandlungen

Vor 20 Jahren wurde Avi Primor Botschafter Israels in Deutschland. Schon als Diplomat auf schwierigem Terrain ein gefragter Gesprächspartner, blieb er es auch nach seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst 1999. Heute Vorsitzender der Israelischen Gesellschaft für Auswärtige Politik, bewertet der 78-Jährige die Friedenschancen im Nahen Osten auch nach Aufnahme neuer Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern skeptisch. Für »nd« sprach Jan Freitag mit Avi Primor.

nd: Herr Primor, nach drei Jahren Funkstille hat US-Außenminister John Kerry Israelis und Palästinenser zurück an den Verhandlungstisch geholt. Wie sehen Sie die Friedenschancen diesmal?
Primor: Nicht mit dem größten Optimismus, weil beide Kontrahenten nur widerwillig und unter heftigem amerikanischen Druck dorthin gehen. Aber immerhin sieht es so aus, als würden die USA - das einzige Land, das unsere Sicherheit wirklich erzwingen kann - diesmal auf ernsthaften und sachlichen Verhandlungen beharren.

Das war zuvor anders?
Ja. Spätestens bei Präsident Obamas Besuch in Israel hätte ich mir im März eine öffentliche Zusicherung gewünscht, den Konflikt zur Not mit der Stationierung von Friedenstruppen zu beenden. Die Mehrheit der Israelis hätte fortan die radikale Minderheit unter Druck gesetzt einzulenken.

Heißt das, die Siedlungspolitik zu stoppen?
Absolut. Denn ohne Druck von außen fehlt dazu leider der politische Wil...



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