Flüge vom Nordpier ab 2014

Aufsichtsrat billigt eine Teileröffnung des neuen Hauptstadtairports

Der Großflughafen Schönefeld soll nun im kommenden Jahr wenigstens teilweise eröffnet werden. Nach Informationen des Rundfunks rbb wollte der Aufsichtsrat am Freitag die Pläne von Flughafenchef Hartmut Mehdorn billigen, zunächst das Nordpier in Betrieb zu nehmen, um mit einer begrenzten Zahl von Flügen und Passagieren die Abläufe zu testen und einzuüben. Auch andere Quellen prophezeiten diesen Ausgang.

Im Jahr 2015 soll das Provisorium demnach enden. Dann soll der neue Hauptstadtflughafen komplett eröffnet werden. Bis dahin soll der alte Flughafen Berlin-Tegel weiter genutzt werden. Ein Ergebnis der Sitzung lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Ursprünglich war einmal vorgesehen, dass Tegel und der alte Flughafen Schönefeld schließen, in der Nacht ein riesiger Umzugstross rollt und am Morgen des nächsten Tages der Großflughafen mit einem Schlag eröffnet wird. Doch die dafür anvisierten Termine wurden mehrmals verschoben, bis zuletzt gar kein Tag mehr genannt wurde. Große Schwierigkeiten bereitet bekanntlich die automatische Entrauchung des Terminals im Falle eines Brandes. Dieses Hindernis soll umgangen werden, indem zunächst nur das Nordpier in Betrieb genommen wird, wenn der Brandschutz dort funktioniert.

Zwar hatte Landrat Stephan Loge (SPD), dessen Kreisverwaltung Dahme-Spreewald für die Genehmigung zuständig ist, von einer Teileröffnung abgeraten. Mitglieder des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft halten einen Probebetrieb jedoch für sinnvoll - obwohl es viele Warnungen gibt. So erklärte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), eine Teileröffnung sei unwirtschaftlich und bringe die Flughafengesellschaft lediglich in zusätzliche finanzielle Schwierigkeiten. Der Berliner Abgeordnete Martin Delius (Piraten) sprach gar von einem »Hirngespinst«. Die Verantwortlichen glauben aber Experten, dass es möglich wäre, zwei Drittel des Flughafens schon einmal in Betrieb zu nehmen.

Die »BILD«-Zeitung hatte berichtet, vollständig könnte der Großflughafen frühestens im Sommer 2015 eröffnet werden. Einkalkuliert war dabei, dass die Firma Siemens die Probleme mit der Frischluftzufuhr frühestens im März kommenden Jahres beheben könne. Dazu kämen vier Monate für die Bauabnahme und den Probebetrieb. Flughafensprecher Ralf Kunkel nannte derartige Prognosen jedoch »reine Spekulation«. Insgesamt soll bei der Frischluftzufuhr nicht nur durch das Unternehmen Bosch nachgebessert werden. Die Anlagen sollen mit Hilfe des Siemens-Konzerns umgebaut werden.

Gut gelaunt zeigte sich am Freitag der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Fotos bildeten ihn freudestrahlend auf dem Weg zur Sitzung ab. Ähnliche Aufnahmen von ihm wurden es in der vorherigen Bundesratssitzung gemacht. Platzeck war quasi auf Abschiedstour. Am 26. Januar gibt er den Posten des SPD-Landesvorsitzenden ab, zwei Tage später soll der Landtag Innenminister Dietmar Woidke (SPD) zum neuen Regierungschef wählen. Platzeck wird nach einem Schlaganfall aus gesundheitlichen Gründen auf seine Ämter verzichten. Den Posten des Aufsichtsratschefs der Flughafengesellschaft legte er bereits am Freitag nieder. Doch Woidke möchte diesen Job nicht übernehmen. Vorerst führt Aufsichtsratsvize Klaus Wowereit (SPD) die Geschäfte. Doch der Regierende Bürgermeister von Berlin wird nur als Übergangslösung gesehen.

Staatssekretär Rainer Bretschneider ist als Platzecks Nachfolger im Gespräch. Er gilt als geeignet. Doch es wird geargwöhnt, Wowereit würde einen Staatssekretär nicht über sich dulden und lieber selbst wieder Aufsichtsratsvorsitzender sein, wie bis zum Flughafendebakel. Das wäre ein »Treppenwitz der Geschichte«, urteilte FDP-Generalsekretär Patrick Döring. Der Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann (CDU) meinte: »Die Rückkehr von Herrn Wowereit kann nur eine zeitlich sehr eng begrenzte Notlösung sein.«

»Für uns als LINKE ist es wichtig, dass der Aufsichtsratschef aus Brandenburg kommt oder von Brandenburg nominiert wird«, betonte Landtagsfraktionschef Christian Görke. Schließlich liege der Flughafen im Bundesland und auch Probleme wie der Lärmschutz der Anwohner müssten hier gelöst werden.

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