Antifaschist in Piräus ermordet

Hellas debattiert über Verbot rechter Partei

  • Anke Stefan, Athen
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach einem erneuten Anschlag der griechischen faschistischen Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgendämmerung) wird in Griechenland über ein Verbot der Organisation diskutiert. In der Nacht zum Mittwoch wurde in der Hafenstadt Piräus ein 35-jähriger Antifaschist ermordet. Der stadtbekannte Aktivist und Hip-Hopper Pavlos Fyssas (Künstlername Killah P.) wurde zusammen mit einer Handvoll Freunden, darunter auch Frauen, von mehr als 20 unter anderem mit Messern bewaffneten Schlägern beim Verlassen eines Cafés angegriffen. Ein Mann stach Fyssas in Herz und Bauchraum. Im Krankenhaus erlag er wenig später seinen Verletzungen.

Während eine in der Nähe befindliche Staffel der griechischen Motorradpolizei nach Augenzeugenberichten erst eingriff, als die meisten Täter geflohen waren, gelang es der Polizei kurz darauf, zumindest den Haupttäter festzunehmen. Angaben zufolge handelt es sich um einen 45-jährigen bekannten Rechtsextremisten. Er soll sowohl die Tat als auch seine Zugehörigkeit zur Partei der bekennenden Hitlerverehrer und Holocaustleugner gestanden haben.

Alle im griechischen Parlament vertretenen Parteien verurteilten den Anschlag, wobei die größte Regierungspartei, Nea Dimokratia, die Justiz mit der Verfolgung von Tat und Hintergründen beauftragte. Die ebenfalls an der Regierung beteiligte sozialdemokratische Partei PASOK und die vor einigen Monaten aus der Koalition ausgetretene linke DIMAR forderten, Chrysi Avgi als kriminelle Vereinigung einzustufen. Die Organisation ist mit 18 Abgeordneten im 300-köpfigen Parlament vertreten und rangiert in Umfragen derzeit auf dem dritten Platz.

»Ich rufe alle demokratischen Kräfte auf, zusammen zu entscheiden, dass der Staat und die Gesellschaft keine Taten mehr akzeptiert, die die Demokratie untergraben«, sagte der Minister für Bürgerschutz, Nikos Dendias, am Mittwoch in Athen. Die größte Oppositionspartei im Parlament, SYRIZA, forderte die »exemplarische Bestrafung« der Täter. Gleichzeitig sprach die Linkspartei von einem »organisierten Plan zur Destabilisierung der Demokratie« von Seiten Chrysi Avgis.

Bereits am Freitag waren in der Athener Vorstadt acht Mitglieder der kommunistischen Partei KKE verletzt worden. Auch dafür wurden Anhänger von Chrysi Avgi verantwortlich gemacht.

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