Kreuzzug gegen »teuflische« Klimapolitik

Neuer konservativer Premier bringt Australien Kehrtwende bei Umweltfragen

  • Michael Lenz
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Wechsel in Australiens Regierung beendet voraussichtlich die zarten Ansätze umweltfreundlicher Energie- und Umweltpolitik. Das jedenfalls ist das Ziel des neuen Premiers Tony Abbott und seiner Förderer in der Wirtschaft.

Der Tasmanische Tiger ist schon lange ausgestorben. 45 weitere australische Tierarten, darunter Wallabys und Nasenbeutler, könnte es binnen 20 Jahre treffen. Aber eine Spezies hält sich unverdrossen: die Leugner des menschgemachten Klimawandels. Eines ihrer Alphatiere ist Tony Abbott, Australiens neuer konservativer Premierminister. Den Klimawandel hält der »Verrückte Mönch«, wie Abbott wegen seiner Vergangenheit als katholischer Priesterseminarist in australischen Medien gerne tituliert wird, für eine Erfindung grüner Spinner und roter Teufel, die sich gegen die freie Wirtschaft verschworen haben.

Abbott steht zu seinem Wahlversprechen, Australiens in den letzten sechs Jahren von der Labor Party mühsam durchgesetzte Klimapolitik abzuwickeln. Gleich nach der Vereidigung Abbotts am 18. September wurde die Klimakommission aufgelöst. Das vor zwei Jahren eingerichtete Expertengremium lieferte wissenschaftliche Grundlagen für Australiens Klimapolitik. Als nächstes wird die CO2-Steuer abgeschafft; die Behörde für Klimawandel sowie die Clean Energy Finance Corporation (CEFC) folgen.

In Abbotts mit einer Ausnahme rein männlichem Kabinett findet sich eine Reihe ausgewiesener Klimawandelskeptiker. Und Maurice Newman, Vorsitzender des wirtschaftspolitischen Beratergremiums, hält die Vorstellung eines von Menschen verursachten Klimawandels sowieso für blanken Unsinn. In einem Beitrag für die konservative Tageszeitung »The Australian« verspottete Newman vor einem Jahr den Kampf gegen den Klimawandel als »Welterwärmungsreligion, komplett mit eigener Kirche (UN), einem Papsttum (Weltklimarat IPCC) und globaler Priesterschaft unter der Maske von Klimawissenschaftlern«.

Australiens Wissenschaftler und Umweltschützer sind über Abbott entsetzt. Immerhin gilt Australien als eine Weltregion, die besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist. Laut einer jüngst veröffentlichten Studie der Bank HSBC ist Australien unter den G20-Staaten das Land mit dem höchsten Temperaturanstieg, den zweithöchsten durch Unwetter verursachten Kosten, die Nummer Zwei unter den Ländern mit zunehmender Wasserknappheit. Nathan Fabian, Chef der Investor Group of Climate Change, fordert für die Zukunftsfähigkeit der australischen Wirtschaft den »Übergang zu einer grünen Ökonomie« als politische Priorität.

Die mächtige Kohle- und Energiebranche hingegen jubiliert angesichts der Rückabwicklung der Klimapolitik. Hatte die Lobby doch keine Kosten und Mühen gescheut, die Labor-Regierung zu Fall und Abbott auf den Thron zu bringen, um endlich wieder ungestört Kohle nach China exportieren zu können. Und ohne die lästige CO2-Steuer lässt sich mit Kohlekraftwerken, die rund 80 Prozent von Australiens Energie liefern, wieder richtig Geld verdienen.

Noch ist aber nicht aller Tage Abend: In ersten nichtrepräsentativen Umfragen lehnen 70 Prozent der Australier die radikale Klimakehrtwende ab.

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