Die Tochter als Chronistin der Mutter

Sahra Stricker fand für ihren Debütroman eine ganz eigene Tonalität

  • Eberhard Reimann
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Eine Mutter, eine Tochter und eine unvermutet abgründige Lebensbeichte. Daraus macht Sarah Stricker einen wunderbaren Debütroman mit ganz eigener, verblüffender Tonalität. »Meine Mutter war sehr hässlich. Alles andere hätte mein Großvater ihr nie erlaubt«, lauten die ersten Sätze. Das spitze Kinn und einen noch spitzeren Mund, bleiche Haut auf einem dürren Körper, fast blind, was auch die dicke Nana-Mouskouri-Brille kaum helfend zu korrigieren vermag, das sind die sichtbaren habituellen Makel. Und zwei Seiten später, liebevoll und sachlich: »Erst kurz vor Schluss, als sie sich nicht mehr allein aufrichten konnte und ich sie mit dem Löffel füttern musste, wurde sie mit einem Mal schön.«

Jetzt erst, kaum fünfzig Jahre alt, krebskrank und viel zu früh im Sterben liegend, während die Zukunft zusammenschnurrte, »wie ein Planschbecken, wenn man am Ende des Sommers den Stöpsel zieht«, erst jetzt bricht sie ihre Geheimnistuerei und er...


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