Tödliche Flucht ins Paradies

Der Eritreer Habtu Russom versuchte vergeblich, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen

  • Philipp Hedemann, Addis Abeba
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Ein eritreischer Flüchtling berichtet über die Umstände seiner Flucht aus dem Elend. Für die Menschenhändler sind er und unzählige andere Schutzsuchende nur eine Ware. Und so werden sie auch behandelt.

Habtu Russoms Flucht endete im Sturm auf dem Mittelmeer. »Als unser Boot in Seenot geriet, dachte ich: Das war‘s jetzt. Ich kann nicht schwimmen. Nach mehreren Stunden kamen endlich Schiffe. Aber sie hatten Angst vor uns. Erst als die Frauen die Babys in die Höhe hielten, nahmen sie uns an Bord.« Fast wäre seine Flucht so geendet wie die Hunderter Flüchtlinge, deren Boot jetzt vor Lampedusa sank. Wenn die Bilder der Toten gezeigt werden, rückt Habtu Russom im Flüchtlingslager Mai Aini im Norden Äthiopiens ganz nah an den rauschenden Fernseher und betet, dass er keines der Gesichter erkennt.

Der 35-Jährige versteht, warum die Männer, Frauen und Kinder sich auf den völlig überfüllten Kahn gedrängt haben, der in Sichtweite des Ufers des vermeintlichen Paradieses sank. Er hatte es einst selbst getan. Die Verheißungen des Lebens im Westen schienen ihm größer als die Risiken der Flucht.

Bei seinem vorerst letzten Versuch, nach...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.