Verfeinerungen im Erscheinungsbild

In einem Monat starten die Skispringer beim Weltcup-Auftakt in Klingenthal in die Saison, die Kampfrichter sollen Teil der Inszenierung werden

In der Olympiasaison erfolgen im Skisprung Regeländerungen nur in homöopathischen Dosen. Stattdessen wird an der Außenwirkung gefeilt: Mit neuer »To-Beat«-Linie und Wertungsrichtern im Live-TV.

Der Sommer ist im Skispringen die Zeit des Experimentierens. Die Athleten tüfteln bei den Sommer-Grand-Prix› an Ski, Schuh und Bindung, die Funktionäre derweil am Reglement: Wie sorgt man dafür, dass die Zuschauer an der Schanze und - viel wichtiger - jene vor dem Fernseher das komplizierte Rechenverfahren verstehen, mit dem aus Weite, Haltungsnote, Absprungluke und Windmessung die Punktzahl eines Athleten ermittelt wird?

Walter Hofer, österreichischer Renndirektor Skispringen beim WeltSkiverband FIS, stellte am Dienstag beim Forum Nordicum in Ankaran (Slowenien) zufrieden eine Neuerung vor: die »reale Linie«, die schon beim ersten Weltcup in Klingenthal vom 22. bis 24. November zum Einsatz kommen soll. Mit einem Beamer soll künftig eine grüne Linie im Schnee erzeugt werden, die den Zuschauern im Stadion jene »To-Beat«-Weite anzeigt, die der Springer erreichen muss, um die Führung zu übernehmen. Momentane Windverhältnisse und gewählte Absprungluke werden dabei mit einberechnet.

Bisher gab es so eine Linie nur im Fernsehbild, nun soll sie auch für die Zuschauer an der Schanze sichtbar sichtbar sein: »Wir wollen den Zuschauern soviel Transparenz wie möglich bieten«, sagt Hofer. Im Sommer wurde die Linienprojektion getestet und die Springer hätten bisher keine Einwände dagegen erhoben. Ob die Athleten die Linie beim Sprung wahrnehmen, sei noch nicht klar, so Hofer. Wenn das Projektionsverfahren im Weltcup-Alltag funktioniert, könnte es auch im kommenden Februar bei Olympia in Sotschi eingesetzt werden.

Ihren ersten Weltcup-Auftritt in der Olympiasaison haben die Skispringer dieses Jahr nicht im finnischen Kuusamo sondern in Sachsen: in Klingenthal. Nachdem die FIS in Sotschi gelernt hat, dass dort auf der olympischen Schanzenanlage bei 12 Grad noch vernünftig gesprungen werden kann, erscheint auch ein Weltcupauftakt Ende November auf einer mitteleuropäischen Schanze möglich - und damit viel bessere Fernsehbilder als vom windumtosten Bakken am Berg Rukatunturi im südlichen Lappland. In Klingenthal wurden für einen gelungenen Weltcup-Auftakt 20 000 Kubikmeter Schnee eingelagert. Nur Dauerregen könnte das Skisprungfest noch verderben. In der Vogtland-Arena werden zudem 15 000 Zuschauer an der Schanze erwartet, die für eine weit stimmungsvollere Anmutung des ersten Springens sorgen sollen als die wenigen Dutzend Menschen, die in Kuusamo im Auslauf zitterten. Gerade im Skisport hängt Wohl und Wehe einer Disziplin von der TV-Übertragung ab.

In Sachen bessere Inszenierung will die FIS künftig auch die Wertungsrichter in die TV-Übertragung einbeziehen. »Sie werden zu sehen sein. Sie bekommen einen Namen, sie bekommen eine Nationalität«, sagt Hofer. Man habe die Wertungsrichter in den letzten Jahren unbewusst an den Rand gedrängt. Ein Fehler, wie Hofer glaubt: »Sie gehören dazu, sie sorgen auch für Sicherheit.« Als es die FIS bei einer Qualifikation mal probehalber allein auf die Weite ankommen ließ, gab es massenhaft Stürze: Die Springer riskierten im Kampf um das letzte Quäntchen Weite einfach Kopf und Kragen.

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