Viel Besuch heißt öfter putzen

Senat und Stadtreinigungsbetriebe wollen neue Reinigungsklassen für 200 Berliner Straßen einführen

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.
Mehr Berlinbesucher, längere Ladenöffnungszeiten - das sorgt auch für mehr Straßendreck. Die BSR will dagegen jetzt öfter anputzen.

Was in einem Modellversuch der Berliner Stadtreinigung (BSR) in der Charlottenburger Tauentzienstraße bereits seit Februar erfolgreich läuft, soll jetzt auf die ganze Stadt ausgedehnt werden: Die BSR will mehr als 200 Straßen in Berlin öfter fegen und reinigen. Bewohner und Anlieger können die Ergebnisse ab 2014 direkt sehen - und im Portemonnaie spüren.

Berlins Straßen und Plätze sind Aushängeschilder für Besucher aus der ganzen Welt. Oft jedoch ziemlich dreckige. Zigarettenstummel, überfüllte Mülleimer, weggeworfene Plastiktüten fallen auf, egal ob am Alexanderplatz, am Hackeschen Markt oder auf dem Breitscheidplatz. Bisher fegt die BSR an diesen Schwerpunkten nur einmal am Tag, die Putzergebnisse sind oft eine oft kurz danach nicht mehr zu sehen. Mehr Berlinbesucher, verlängerte Ladenöffnungszeiten, im Frühling und Sommer mehr Leben als früher auf der Straße: Das hinterlässt Abfallspuren und die orange Putzkolonne kommt schlicht mit dem Putzen nicht mehr nach.

Die Straßen der Hauptstadt sind bisher in zwei Reinigungsklassen A und B eingeteilt. A steht für Straßen innerhalb geschlossener Ortslagen, B für Straßen außerhalb. Diese Einteilung stammt noch aus der Zeit vor dem Mauerfall. Die höchste Reinigungsklasse A1 sieht eine Reinigung an sieben Tagen in der Woche vor, Straßen in der Klasse B werden in der Regel einmal in der Woche gereinigt. Für mehr als 200 Kilometer Berliner Straßenland schlägt die BSR die Einführung zweier neuer Reinigungsklassen vor: »A 1 plus« und »A 2 plus«. Sie sollen hoch frequentierte Orte und innerstädtische Straßen umfassen, die nach Bedarf auch mehrmals täglich und bis nach 22 Uhr gereinigt werden können. Die meisten der betreffenden Straßen liegen innerhalb des S-Bahnrings, allerdings zählen auch Abschnitte der Weitlingsstraße in Berlin-Lichtenberg zu den Straßen mit erhöhtem Reinigungsbedarf.

Die neuen Klassen gelten voraussichtlich ab Januar 2014, Umweltsenator Michael Müller (SPD) hat sie bereits dem Rat der Bürgermeister zur Beratung vorgelegt, dieser kann noch Vorschläge zur Änderung oder Präzisierung der Verordnung anbringen, ein grundsätzliches Veto kann er nicht einlegen.

Wie viele Landesunternehmen hat die BSR im vergangenen Jahr einen Gewinn erzielt, im vergangenen Jahr erwirtschaftete die orange Putzkolonne einen Überschuss von 7,5 Millionen Euro. Da der Finanzsenator positive Betriebsergebnisse auch weiterhin erwartet, gibt die BSR die anfallenden Kosten auf jeden Fall weiter. Die Gebühren für die neuen »A 1 plus«-Straßen steigen von 24 auf 34 Cent pro Quadratmeter anliegender Grundstücksfläche, bei den »A 2 plus«-Straßen erhöht sich die Gebühr von 17 auf 20 Cent. Gleichzeitig steigt aber auch die Reinigungsfrequenz.

Dafür will die BSR neue Stellen schaffen: »Wir müssen für die neuen Reinigungsklassen, und damit für die zusätzliche Arbeit, auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen, und zwar werden das rund 30 sein«, präzisiert Sabine Thümler, Pressesprecherin der BSR. Von Eigentümerverbänden kam bislang keine Kritik an den Erhöhungen: Viele Eigentümer von Grundstücken, denen die Straßenreinigung zunächst in Rechnung gestellt wird, werden die Kosten über die Nebenkostenabrechnung an ihre gewerblichen und privaten Mieter weiterreichen geben.

Auf den Winterdienst haben die neuen Reinigungsklassen keine Auswirkungen, da für das Räumen auf Gehwegen weiterhin die Grundstückseigentümer verantwortlich sind, die BSR ist weiterhin für die Räumung der Straßen zuständig.

Im Moment hat die BSR allerdings mit einer ganz anderen, jahreszeitlich bedingten Aufgabe zu tun. In Berlin fallen in jedem Herbst etwa 95 000 Kubikmeter Herbstlaub an, die zusammengefegt, gesammelt und entfernt werden müssen. Das entspricht 1 900 Güterwagen Laub.

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