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der Staatsgrenze. Ausgerechnet die Gründung der NATO machte dem Streit ein Ende. Bonn und Kopenhagen, nun Bündnispartner, einigten sich 1955 auf eine gemeinsame Erklärung zur Wahrung der Minderheitenrechte; damals wurde auch der Verzicht auf die Fünf-Prozent-Klausel für den SSW bei Wahlen vereinbart.

Natürlich wirkte auch die wirtschaftliche Entwicklung, der Einfluss der Dänen in Schleswig ging immer weiter zurück, vom Anschluss an Dänemark oder einem eigenen Staat sprach keiner mehr. Auch für den 56-jährigen Zimmermann Werner Görns aus Eggebek ist «der Anschluss an Dänemark abgehakt». Seine Frau ist Deutsche, seine Kinder gehen in eine dänische Schule, er fühlt sich wohl als «Däne mit deutschem Pass», den ihm niemand in Frage stellt. 49 dänische Schulen gibt es in Schleswig-Holstein - mit fast 5800 Schülern, dazu 60 Kindergärten. Die Dänen pflegen ihre Kultur, sie geben zwei dänischsprachige Zeitungen heraus - und haben vor allem mit dem SSW eine potente politische Vertretung.

Für Anke Spoorendonk, SSW-Spitzenkandidatin für die Wahlen im Februar, steht zwar die Interessenvertretung für die Dändn und die andere norddeutsche Volksgruppe, die Friesen, im Vorder grund, aber sie versteht den SSW nicht als exotische Kuriosität, sondern als wichtigen landespolitischen Faktor. «Wir gehen mit den Stimmen verantwortungsbewusst um», sagt sie, «fragen auch danach: In welche Richtung entwickelt sich unser Land?» Dabei sei der SSW nicht auf eine politische Richtung festgelegt: «Entscheidend ist für uns, was die anderen für unsere Minderheit tun wollen.» In der Ver gangenheit bedeutete das eher eine Nähe zur SPD und zuletzt zur rot-grünen Koalition, was immer wieder den Unwillen der Opposition aus CDU und FDP hervorrief.

Mit dieser Ausrichtung wurde der Wählerverband in Schleswig-Holstein auch zu einer Art Protestpartei. Bei den Kommunalwahlen 1998 wählten ihn fast 39000 Schleswiger;1 der vor allem der Pflege kultureller Traditionen verpflichtete Verein «Sydslesvigsk Forening», in dem fast alle Angehörigen der Minderheit Mitglied sind, hat weniger als 20000 Mitglieder. Anke Spoorendonk sieht neben minderheitenpolitischen und regionalen Gründen zunehmend allgemeine politische Motive für die Wahl des SSW, der 160 Mandate in den Kommunen errang. Diese Tendenz könnte sich in diesem Jahr noch verstärken, denn erstmals haben die Wähler zwei Stimmen und können ihre Zweitstimme auch in jenen (holsteinischen) Wahlkreisen dem SSW geben, in denen er keine Direktkandidaten aufstellt.

Das ist durchaus nicht ohne Probleme, denn diese neuen Wähler stellen an die Partei Ansprüche, die weit über die Interessenvertretung für die dänische Minderheit hinausgehen. Andererseits sind die Belange letzterer noch bei weitem nicht ausreichend in der Landespolitik berücksichtigt. Die finanzielle Absicherung der Schulen muss immer wieder erkämpft werden. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit stößt auf zahlreiche bürokratische Hemmnisse.. Für Anke Spoorendonk jedoch ist das weniger Last als Herausforderung. «Det kan du stole pä» («Darauf kannst du dich verlassen») ist das Parteimotto des SSW. Und dabei soll es auch künftig bleiben.

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