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Wiedersehensfeier früherer Polnischschüler

73-jähriger Lehrer bereitet Ausstellung vor Von Uta Herrmann

  • Lesedauer: 2 Min.

«Wir alle waren durch und durch Polen- Fans», erinnert sich Dagmar Kriebel, die 1968 ihr Abitur an der Immanuel-Kant- Oberschule in der Lichtenberger Fischer Straße ablegte. Aus der einstigen Begeisterung der Oberschülerin wurde mehr. Sie wurde Dolmetscherin für Polnisch und übte diesen Beruf seit 1972 aus. «Dann war Polnisch plötzlich nicht mehr gefragt, ich wurde umgeschult zur Fremdsprachensekretärin mit Englischkenntnissen.» Heute arbeitet die Dolmetscherin als Sek retärin in einer polnischen Firma in Friedrichshain.

Einen wesentlichen Anteil am Berufswunsch von Dagmar Kriebel hatte ihr Polnisch- und Klassenlehrer Josef Kotyczka, der über 40 Jahre an der Erweiterten Kant-Oberschule die polnische Sprache lehrte. Zu vielen seiner 800 Abiturienten hatte der Lehrer all die Jahre ein gutes Verhältnis. Zu Klassentreffen wird der heute 73-Jährige noch immer eingeladen. Andere schickten Hochzeitfotos oder die der Kinder. Einige seiner Ehemaligen leben heute in Polen, haben dort studiert, geheiratet und Familien gegründet. «Gern möchte ich meine Schüler von damals wiedersehen und lade sie alle zu einen großen Fest ein.»

Die Wiedersehensfeier am 31 März 19 Uhr, im Polnischen Kulturinstitut in der Liebknechtstraße 7 in Mitte wird unter dem Motto «40 Jahre Polnischunterricht in der DDR - Nur ein unbekannter Abschnitt in der deutschen Schulgeschichte?» stehen. Dazu hat Josef Kotyczka ein umfangreiches Material vorbereitet. Er wird zu diesem Thema sprechen und hofft auf einen breiten Interessentenkreis, nicht ›nur unter seinen Schülern. Er möchte gerade jetzt, da der Polnischunterricht an einigen Berliner Schulen eingeführt wer den soll und als «Neuentdeckung» gepriesen wird, die Geschichte des Polnischunterrichts in der DDR bekannt machen. Er sei einmalig in der deutschen Schulgeschichte gewesen und bisher noch nir gends vermerkt. An acht erweiterten Oberschulen in der DDR wurde Polnisch als zweite Fremdsprache angeboten.

Der pensionierte Pädagoge wird zum Treffen Schülerarbeiten, Zeitungsartikel, die in Deutschland und Polen über den Fremdsprachenunterricht veröffentlicht wurden, und Lehrbücher ausstellen. An vielen der Schulbücher aus dem Verlag «Volk und Wissen» hatte der Friedrichshainer aktiv mitgearbeitet, sie zusammengestellt oder redaktionell betreut.

Polnisch anzuwenden hatten die Schüler bei den alljährlich stattfindenen Klassenfahrten nach Warschau zur Partner schule gute Gelegenheit. «Diese Fahrten waren jedoch mehr als nur Sprachpraxis. Wir erlebten die polnische Gastfreundschaft, lernten unseren östlichen Nachbarn und sein Land kennen», schrieb Jutta Lippert in einer Schülerarbeit.

«Noch einmal mit einigen ehemaligen Schülern auf >Klassenfahrt< zur damaligen Warschauer Partnerschule zu gehen, wäre ein Traum von mir», erzählt Josef Kotyczka. «Die Kontakte zu den Warschauer Kollegen bestehen nach wie vor.»

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