Ruhe um Südafrikas Atomenergie

Am Kap wird mit Siemens-Technologie Kernforschung betrieben

  • Hanna Ndlovu, Tshwane
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Entwicklungsländer können ein eigenständiges Atomenergieprogramm durchführen, wenn sie eng mit der IAEA zusammenarbeiten. Zumindest in Südafrika ist dies der Fall.

Südafrika verzichtet bei seinem Atomprogramm auf eine eigenständige Urananreicherung und arbeitet eng mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zusammen. Dafür gibt es international Lob, aber eigentlich hatte das Land auch keine andere Wahl. Es war seinerzeit eine Bedingung der USA für die Verhandlungslösung zwischen ANC und Apartheidregime. In der Übergangszeit zur Regierung Mandela mussten die sechs Atombomben, die das Apartheidregime mit Hilfe der westlichen Welt gebaut und einsatzbereit gehalten hatte, zerstört werden. Alles waffenfähige Uran musste aus Südafrika verschwinden und kam nach Frankreich. Seitdem wacht die IAEA, dass die Auflagen von der Regierung peinlichst genau eingehalten werden. Diese hilft auch mit, Firmen ehemaliger Apartheid-Ingenieure, die Bauteile für das Atomwaffenprogramm Pakistans schmuggelten, das Handwerk zu legen. Als Land mit den fünftgrößten Reserven der Welt baut Südafrika zwar immer noch Uran ab, liefert diesen Rohstoff aber ausschließlich an die westliche Welt, hauptsächlich nach Frankreich und Japan. Als Nebenprodukt der Gold- und Kupferförderung wird Uran in Bergwerken des Witwatersrand um Johannesburg und in den Phalaborwa-Minen im Nordosten des Landes gewonnen. An den vier Produzenten Hartebeestfontain Gold Mining, Palabora Mining, Western Areas Mining und Buffelsfontein Gold Mining haben französische und britische Firmen hohe Aktienanteile. Im Herbst 2005 gab es viel Geschrei, als Handelsabkommen zwischen Südafrika und Iran unterzeichnet wurden. Die Kritiker stützten sich dabei auf eine Äußerung aus dem iranischen Nationalen Sicherheitsrat, Südafrika habe angeboten, Iran mit Uranoxyd-Konzentrat zu beliefern, das zur Produktion von angereichertem Uran benutzt werden kann. Den Berichten zufolge soll der iranische Atomexperte Ali Larijani in Südafrika entsprechende Gespräche geführt haben. Der stellvertretende Außenminister Aziz Pahad dementierte dies und bestellte den US-Botschafter ein, um ihm zu sagen, dass es sich Südafrika verbitte, hinsichtlich des Iran ermahnt zu werden. Südafrika hält derweil an seinem Programm für die friedliche Nutzung der Atomenergie fest. Da dieses fest in den Händen westlicher Firmen ist, die es während der Apartheidzeit in Südafrika aufgebaut haben, besteht ihrerseits keine Befürchtung, dass etwas außer Kontrolle geraten könnte. Die beiden 1984/85 von französischen Firmen, aber wohl auch mit westdeutscher Unterstützung gebauten Atomkraftwerke bei Koeberg nahe Kapstadt decken 6,5 Prozent des südafrikanischen Energiebedarfs. Beide haben eine Lebensdauer von 50 Jahren, müssen aber dringend überholt werden. Derzeit werden sie repariert, was für die Kapprovinz mit Stromabschaltungen verbunden ist. Ein ebenfalls überalterter Forschungsreaktor steht in Pelindaba in der Nähe der Hauptstadt Tshwane (Pretoria). Deshalb hat die südafrikanische Regierung einem staatlichen Förderprogramm grünes Licht gegeben, bis 2016 eine eigenständige Technologie - den Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) - so weit zu entwickeln, dass sie für die zivile Nutzung der Atomenergie eingesetzt werden kann. Über diese Kugelhaufentechnologie ist es möglich, einen Minireaktor zu bauen, dessen Brennelemente 450 000 aus Graphit und schwach angereichertem - also nicht atomwaffenfähigem - Uran bestehende Kugeln sind. Der Reaktor soll eine Leistung von 100 bis 120 Megawatt haben. Der südafrikanische staatliche Stromkonzern Eskom arbeitet bereits an der Erprobung eines dieser kleinen Atomreaktoren. Die Technologie ist alter Wein in neuen Schläuchen und geht auf die Zusammenarbeit von Siemens mit dem Apartheidregime zurück. Die südafrikanischen Atomwissenschaftler haben daran im Kernforschungszentrum Jülich bei Aachen gearbeitet. Nachdem in Deutschland diese Technologie verworfen wurde, ist das Patent wahrsc...

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