Kölner Kündigungen

Beim Verlag DuMont sollen 84 Beschäftigte gehen

  • Anja Krüger
  • Lesedauer: 3 Min.

»Die Schwarze Muttergottes« hat den Beschäftigten des Kölner Medienhauses M. DuMont Schauberg (MDS) nicht geholfen, vorerst jedenfalls nicht. Rund 50 Beschäftige waren dem katholischen Brauch zu Beginn der Woche gefolgt und hatten in der Kirche St. Aposteln Kerzen aufgestellt. »In Köln ist es Tradition, bei der Schwarzen Madonna eine Kerze anzuzünden, wenn man auf etwas hofft«, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzen Heinrich Plaßmann. Die Bitte an die Heilige: für gutes Gelingen bei den Beratungen zwischen Arbeitnehmervertretern und Geschäftsführung am vergangenen Dienstag zu sorgen.

Plaßmann und seine Kollegen wünschen sich, dass die DuMont-Manager von ihren drastischen Plänen Abstand nehmen. Dutzende Beschäftigte sollen ihren Job verlieren, fast ein Viertel der verbleibenden Arbeitsplätze in tarifungebundene Tochtergesellschaften verlagert werden. Doch bei den Gesprächen zwischen Betriebsrat und Gewerkschaft auf der einen und Eigentümern und Geschäftsführern auf der anderen Seite hat sich der Arbeitgeber nicht bewegt.

MDS ist ein altes, stolzes Familienunternehmen. In dem Verlag erscheinen unter anderem der »Kölner Stadtanzeiger«, die Boulevard-Zeitung »Express«, die »Berliner Zeitung« sowie die »Mitteldeutsche Zeitung«. Erstmals in der Nachkriegszeit sollen nun im Kölner Stammhaus betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden. Beschäftigte und Betriebsräte fühlen sich verraten. »Wir haben es geschafft, die Belegschaft mit einvernehmlichen Lösungen von 2000 auf unter 900 Mitarbeiter zu reduzieren«, sagt der Betriebsratsvorsitzende Robert Josefs.

Mit Hilfe von Abfindungen, Altersteilzeit und Fluktuation konnte der Verlag im Laufe des vergangenen Jahrzehnts die Zahl der Beschäftigten auf 848 senken. Jetzt sollen weitere 84 Kollegen gehen. Die Korrektur und die Bildbearbeitung in Köln sollen ersatzlos geschlossen werden. Deren Aufgaben soll der Standort im ostdeutschen Halle übernehmen. Die Beschäftigten dort sind billiger, sie arbeiten anders als die Kölner in einer nicht tarifgebundenen Tochtergesellschaft. In Köln sollen 170 Mitarbeiter in eine tarifungebundene Firma wechseln.

Hintergrund des geplanten Umbaus sind auch die massiven Umwälzungen in der Branche. Vor allem die drastischen Einbrüche im Anzeigengeschäft machen DuMont und anderen Verlagen zu schaffen. Trotzdem erwartet DuMont für 2013 und 2014 nach eigenen Angaben Gewinne. »Wir sind davon überzeugt, dass es Möglichkeiten gibt, betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern«, sagte Josefs. Der Betriebsrat hatte für das Gespräch mit der Unternehmensleitung eigene Sparmaßnahmen entwickelt. Wie sie aussehen, wollte Josefs nicht sagen.

Die Vorschläge hat sich die Unternehmensseite zwar angehört. An den eigenen Plänen will sie aber nichts ändern. »Das Gespräch hat in einer sehr kontroversen Atmosphäre stattgefunden«, berichtete der Kölner ver.di-Gewerkschaftssekretär Stephan Otten. Die angesetzte Betriebsversammlung haben die Arbeitnehmervertreter abgesagt - mangels berichtsfähiger Fakten. Die Arbeitgeberseite hat aber zugesagt, ihre Position im Detail schriftlich darzulegen, darauf werden ver.di und Betriebsrat antworten. Am 5. Dezember trifft man sich wieder. »Zielsetzung ist es, an diesem Tag zu einer Vereinbarung zur Bearbeitung aller Themen zu kommen«, teilte der Betriebsrat der Belegschaft mit. Die nächste Betriebsversammlung ist für den 11. Dezember angekündigt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal