Grün plus Kohle ergibt Energiewende

Dänischer Staatskonzern setzt auf Doppelstrategie

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach hektischen Expansionsjahren sucht DONG seinen Platz im sich ändernden europäischen Energiemarkt und setzt auf Windkraft.

Der dänische Energiekonzern DONG hat es offenbar aus seiner Krise herausgeschafft. Er macht jetzt nicht nur wieder Gewinne, sondern investiert auch in neue Kraftwerke. Erst kürzlich erteilte der Konzern Siemens den Auftrag für den Bau von 100 Windanlagen für zwei Windparks vor der Nordsee-Insel Juist. Das zieht auch neue Investoren für den dänischen Versorger an.

Noch vor wenigen Jahren sah es so aus, als ob die Windräder und Kraftwerksschornsteine für den Staatskonzern DONG nur so in den Himmel wachsen würden. Doch die Stunde der Wahrheit kam spätestens mit der Finanzkrise und dem erzwungenen Rückzug aus dem Greifswalder Kohlenkraftwerkprojekt. Insbesondere teure Lieferverträge mit der russischen Gazprom und Probleme auf dem niederländischen Markt machten dem Konzern zu schaffen. Als Konsequenz wurden in den letzten Monaten Windräder in Dänemark und Polen sowie Wasserkraftwerke in Schweden verkauft und erfolgreiche Änderungsverhandlungen mit Gazprom geführt. Gleichzeitig baute der Konzern rund 1000 Stellen ab und senkte die Zahl der Beschäftigten auf etwa 7000.

Über diese Maßnahmen hinaus entwickelte DONG eine neue Strategie: So sollte einerseits das grüne Profil weiter ausgebaut werden, andererseits aber an effektiven, fossil betriebenen Kraftwerken festgehalten werden. DONG ist der bedeutendste Betreiber von Offshore-Windparks und wird im September mit dem Anholt-Park im Kattegat seinen bisher größten in Betrieb nehmen. Über die dänischen Parks hinaus betreibt der Konzern mehrere in Großbritannien und ist auch an deutschen Projekten interessiert.

Kohle- und Gaskraftwerke sowie die Erdgasproduktion von eigenen Feldern in der Nordsee werden auch weiter ein wichtiges Standbein verbleiben - ihnen ist offiziell die Rolle des Garanten der Versorgungssicherheit zugedacht.

Doch mittlerweile deckt die Windkraft bis zu einem Viertel des dänischen Stromverbrauches ab und auch die Solarenergie ist auf dem Vormarsch. Im sonnenreichen Juli dieses Sommers konnte Solarstrom erstmals einen Anteil von 13 Prozent an der Gesamtproduktion vorweisen. Die tages- und jahreszeitlichen Schwankungen bei diesen Energiequellen sind jedoch beträchtlich und hier will sich DONG mit den fossil basierten Kraftwerken platzieren und unentbehrlich machen.

Die schwankende Stromerzeugung durch nicht immer gleichmäßig verfügbare erneuerbare Energieträger stellt die Kraftwerksleitungen indes vor Herausforderungen: Mit Hinweis auf die gleiche Situation auf dem deutschen Energiemarkt erklärte DONG-Chef Henrik Poulsen, dass »dies ein Trend ist, an den sich alle Energieproduzenten in Europa orientieren müssen«. Trotzdem rechne er damit, demnächst wieder einen rentablen Konzern zu leiten. Immerhin machte DONG in den ersten neun Monaten 2013 wieder einen kleinen Gewinn. Das lockte die US-Bank Goldman Sachs an, die mit rund 1,5 Milliarden Euro bei DONG einsteigen will.

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