Familie Beckert jubelt in Astana

Die Eisschnelllaufgeschwister Patrick und Stephanie fahren gemeinsam zu den Winterspielen nach Sotschi

  • Frank Thomas, Astana
  • Lesedauer: 3 Min.
Glückstag für Familie Beckert: Trotz nur mäßiger Leistung qualifizierte sich Olympiasiegerin Stephanie Beckert für Olympia. Ihr Bruder Patrick verbuchte die erste Podestplatzierung der deutschen Männer.

Diesen Tag werden die Beckerts so schnell nicht vergessen: Stephanie fiel schon am Morgen ein Stein vom Herzen, als nach einer »nächtlichen Rechnerei« überraschend ihr Olympia-Start über 5000 Meter perfekt war. Und dann lief ihr Bruder Patrick beim Eisschnelllauf-Weltcup in Astana über 10 000 Meter als Dritter auf das Podest und sorgte für die beste Saison-Platzierung der deutschen Männer.

»Ich wollte es gar nicht glauben und habe noch zweimal nachgefragt«, meinte Stephanie Beckert zu Teamchef Helge Jasch, der ihr per E-Mail das Ergebnis seiner nächtlichen Regelwerk-Studien mitteilte. »Es ist zu 100 Prozent sicher: Sie ist dabei«, bestätigte Jasch der Nachrichtenagentur dpa.

Laut Reglement qualifizieren sich zehn Läuferinnen über das Weltcup-Klassement und sechs über das Time-Ranking für Olympia. Beckert hatte die insgesamt neunte Zeit erzielt, doch weil zwei der fünf Niederländerinnen aus der Wertung fallen und die beiden Weltcup-Führenden Martina Sablikova und Claudia Pechstein sicher über das Weltcup-Ranking qualifiziert sind, rutscht Beckert bei diesem kaum noch nachvollziehbaren Qualifikations-Modus als Fünfte des Time-Rankings doch noch ins Feld der 16 Olympia-Starterinnen.

»Jetzt ist ihre Stimmung natürlich viel besser. Sie ist jetzt eine große Sorge los«, berichtete ihr Bruder Patrick nach seinem grandiosen Rennen über 10 000 Meter der dpa. In 13:18,73 Minuten war er in seinem ersten Saisonlauf über die längste Strecke nur vom Weltcup-Führenden Sven Kramer aus den Niederlanden (13:02,38) und dem Franzosen Alexis Contin (13:14,64) bezwungen worden. »Alles im Soll. Das wichtigste war das Olympia-Ticket auch auf dieser Strecke«, meinte der 23-Jährige glücklich.

Für die weiteren Glanzpunkte im deutschen Team hatten wieder die »alten Damen« gesorgt. Die 41-jährige Claudia Pechstein beeindruckte mit Platz zwei über 5000 Meter und war auch auf den ungeliebten 1500 Metern auf Platz sechs beste Deutsche. »Das ist meine echte Hassstrecke. Ich glaube nicht, dass ich mich auf dieser Distanz noch mal wohlfühlen werde. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, mit dem Rennen nicht«, klagte Pechstein auf hohem Niveau.

Tags zuvor hatte sie den zweiten Rang über 5000 Meter belegt und damit ihre 104. Podest-Platzierung im Weltcup verbucht. Allerdings zog Olympiasiegerin Martina Sablikova nun mit ihr nach Siegen gleich: Die Tschechin landete in 6:59,88 Minuten ihren 30. Weltcup-Erfolg.

Ein Dauer-Lächeln trug Jenny Wolf durch den supermodernen, aber gähnend leeren Alau-Eispalast. Zum vierten Mal in dieser Saison stürmte sie auf Platz zwei über 500 Meter. In 37,70 und 37,66 Sekunden musste die Olympia-Zweite wieder nur der Südkoreanerin Lee Sang-Hwa den Vortritt lassen. Die Olympiasiegerin stellte in 37,27 Sekunden einen »Flachland-Weltrekord« auf und landete im sechsten Rennen ihren sechsten Sieg. »Es ist ein super Gefühl, das Feld der Verfolgerinnen hinter Lee anzuführen«, sagte die fast 35 Jahre alte Jenny Wolf mit Genugtuung. Aber sie blieb auch selbstkritisch: »In der zweiten Kurve habe ich Zeit liegengelassen.« dpa/nd

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