nd-aktuell.de / 03.12.2013 / Brandenburg / Seite 12

Stolperstein für Anton Schmaus

Gedenken an ein Vorbild - die Neuköllner Falken begrüßen Ehrung

Sarah Liebigt
Am Montag wurde für Anton Schmaus, Namensgeber des Freizeitzentrums der Neuköllner »Falken«, ein Stolperstein verlegt. Anlass für die SPD-nahe Jugend gegen rechte Gewalt zu protestieren.

Am Montagnachmittag wurden in Köpenick sechs Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Darunter auch ein Stolperstein für Anton Schmaus, nach dem das Kinder- und Jugendzentrum der »Falken«, der Jugendorganisation der SPD in Britz benannt ist. Der »Stolperstein für Anton Schmaus ist ein wichtiges Signal«, bekräftigten die Falken am Montag.

Anton Schmaus ist eines von vermutlich 23 Todesopfern der so genannten »Köpenicker Blutwoche«. Im Sommer 1933 zogen SA-Angehörige auf einer von Willkür und Gewalt bestimmten Verhaftungswelle durch Berlin. Unzählige Menschen wurden verhaftet, gefoltert und ermordet. Anton Schmaus war unter den ersten Verhafteten. Als die SA in das Haus seiner Familie eindrang, erschoss er drei SA-Männer und floh. Später stellte er sich der Polizei in Friedrichshagen. Als zwei Polizisten Anton Schmaus ins Gefängnis am Alexanderplatz bringen wollten, lauerte die SA ihnen auf und schoss Schmaus in den Rücken. An den Folgen der Verletzung starb er später.

»Die Falken Neukölln standen auf der Terror-Liste der NSU-Mörder, Mitglieder des SPD-nahen Jugendverbandes wurden bedroht und verprügelt«, so die Falken am Montag. Trotzdem lasse man sich nicht davon abbringen, sich für Freiheit und Demokratie - gegen Hass und Gewalt zu engagieren.

»Wir werden dem Terror der Nazis niemals nachgeben«, sagte Sarah Neumann (17), Vorsitzende der Falken Neukölln anlässlich der Stolpersteinverlegung. »Anton Schmaus konnte es nicht mehr ertragen und hat sich gewehrt. Dadurch ist er ein Vorbild für uns - auch wenn es damals, im Juni 1933, schon zu spät war.«

»Wir müssen den Nazis widerstehen, bevor es zu spät ist«, so Neumann weiter. Dafür brauche es Mut und Solidarität. Daher wolle man gerade als betroffener Jugendverband Gesicht zeigen und so alle Demokraten ermutigen.

Das Kinder- und Jugendzentrum »Anton-Schmaus-Haus« der Neuköllner Falken war in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Angriffen durch Neonazis. Nach zwei Brandanschlägen durch vermutlich Rechtsextreme im Jahr 2012 drohte dem Zentrum die Schließung. Die Versicherung kündigte dem Jugendhaus zum 1. Januar 2013. Die Begründung lautete damals: Da die Täter nie gefasst wurden, sei die Gefahr einer weiteren Wiederholungstat groß.

Um eine neue Versicherung zu finden und den Fortbestand der Falken an diesem Ort zu sichern, sollte um das Falkenhaus ein Schutzzaun von 2,60 Meter Höhe errichtet werden. So wurde es in einem mit der Kriminalpolizei erarbeiteten Sicherheitskonzept festgelegt. Ergänzt wird der Zaun heute um Bewegungsmelder, die direkt mit einem Sicherheitsdienst verbunden sind, sowie Überwachungskameras und Brandschutzmelder. Etwa 180 000 Euro kosteten die Maßnahmen insgesamt. Geld, das die Organisation allein niemals hätte aufbringen können. Unter dem Motto »Bollwerk gegen Rechts« sammelten die Falken Spenden für den Zaun.

Nicht nur die Falken standen im Fokus rechter Gewalt. Im Herbst vergangenen Jahres kam es in Berlin und im Brandenburger Umland zu einer ganzen Serie von Übergriffen und Anschlägen, auf Personen wie auch auf Büros von SPD und Linkspartei. Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte damals verstärkten Schutz für die betroffenen Einrichtungen angeordnet.