Falsche Uhus sollen Möwen retten

Liegt Ursache für rätselhaftes Sterben der Vögel am Rhein an Giften aus Wiesbadener Klärwerk?

  • Lesedauer: 2 Min.
Lachmöwen am Rhein bei Wiesbaden verlieren ihre Fettschicht und erfrieren. Die Behörden erwägen jetzt den Einsatz von Uhu-Attrappen.

Wiesbaden. Für das Lachmöwensterben am Rhein bei Wiesbaden haben Hessens Behörden auch nach sechs Jahren keine Erklärung. Der Grund dafür, dass die Vögel ihre schützende Fettschicht verlieren, bleibt weiter rätselhaft. Möglicherweise seien Stoffe aus der Industrie oder Klärbecken im Umfeld Mainz/Wiesbaden die Ursache dafür, heißt es in einer Antwort der hessischen Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Ursula Hammann. Es gebe aber weder in Hessen noch in Rheinland-Pfalz »belastbare Belege«, dass eine bestimmte Einrichtung ursächlich sei. Um das Hauptklärwerk von Wiesbaden als Verursacher auszuschließen, wird der Einsatz von Uhu-Attrappen im kommenden Winter geprüft. Diese sollen die Möwen von den Klärbecken fernhalten, erläuterte Puttrich.

2007 hatten Experten erstmals beobachtet, dass vor allem am Rhein überwinternde Lachmöwen - vermutlich bei der Futtersuche - bestimmte Emulgatoren in ihr Gefieder aufnehmen, die die schützende Fettschicht auflösen. Die nass und struppig aussehenden Vögel sind der Kälte ausgeliefert und sterben schließlich an Unterkühlung.

Nach Angaben Puttrichs wurde im Sommer dieses Jahres erstmals mit Hilfe eines beringten Vogels nachgewiesen, dass die Quelle für das Phänomen im Raum Mainz/Wiesbaden zu suchen sei. Die unversehrte Möwe war nach nur 15 Minuten Abwesenheit an ihren Ruheplatz mit den nassen Gefiedermerkmalen zurückgekehrt.

Das Gebiet gehört zu den bedeutendsten Rast- und Schlafplätzen für Möwen in Deutschland. Wie viele Möwen den Tod in den vergangenen Jahren gefunden haben, konnte das Ministerium nicht sagen. Der Fluss treibe tote Vögel ab oder diese würden von Aasfressern schnell verwertet, hieß es. dpa

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