Nimm mich raus, nimm mich ein

Schwedische Dosierhilfe erleichtert Kranken die Arzneimitteleinnahme

  • Andreas Knudsen
  • Lesedauer: 2 Min.
So mancher kranke Mensch schafft es nicht, seine Medikamente wie verordnet einzunehmen. Schwedische Forscher konstruierten eine Arzneikarussell, das sich selbst in Erinnerung bringt.

Die falsche Pille zum falschen Zeitpunkt oder in ungünstiger Kombination mit anderen Mitteln zu nehmen, kann entweder die Wirkung einer Arznei aufheben oder schlimmstenfalls mit der Einlieferung im Krankenhaus enden. Allein in Deutschland führt Polypharmazie jedes Jahr zu 300 000 Krankenhauseinweisungen und bis zu 30 000 Sterbefällen.

Die Situation kannte auch Mats Eriksson vor 15 Jahren, als seine Mutter an Alzheimer erkrankte. Ihre schwindende Gedächtnisleistung führte immer öfter dazu, dass sie die Tabletten falsch nahm und Eriksson begann darüber nachzudenken, wie er ihr helfen könnte. Zusammen mit seinem Freund Ingemar Hägerbro konstruierte er ein Medizinkarussell, das in Größe und Form einer Küchenwaage nicht unähnlich ist. Careousel fasst Arzneien für 28 Tage. Verwandte oder Pflegepersonal können es bestücken. Zum programmierten Zeitpunkt meldet sich das gerät optisch und akustisch, bis das programmierte Fach geleert wurde.

Der automatische Tablettenspender ermöglicht es Patienten, ihre Medikamenteneinnahme selbst zu kontrollieren und unabhängiger von der Hilfe anderer zu sein. Der Tablettengeber kann darüber hinaus mit einer SIM-Karte ausgestattet werden, die geografisch entferntes Pflegepersonal oder Verwandte automatisch per SMS über versäumte Medizineinnahme informiert.

Eriksson und Hägerbro wurden vom schwedischen König Carl XVI. Gustaf für ihr Medizinkarussell vor einigen Jahren mit einem Preis ausgezeichnet. Seit seiner Markteinführung wurde Careousel mehrfach verbessert. Es wird in Skandinavien, Großbritannien und den USA verkauft und ist für mehrere Hunderttausende Patienten eine große Erleichterung. In Schweden, Norwegen, Finnland und Großbritannien übernehmen die Krankenkassen einen Teil der Kosten. Seit Mitte 2013 ist Careousel auch in Deutschland erhältlich, aber hier müssen die Patienten selbst für die Kosten von 180 Euro aufkommen.

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