Zappenduster in der Solarindustrie?

Sonnenenergiebranche hofft auf internationale Märkte

  • Rochus Görgen, Magdeburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach einer beispiellosen Pleitewelle in der deutschen Solarbranche keimt langsam wieder Hoffnung auf. Die Branchenriesen setzen auf Expansion. Doch die Risiken sind hoch.

Tausende Arbeitsplätze vernichtet, Millionen Fördergelder verbrannt und leerstehende Produktionshallen - doch die deutsche Solarindustrie ist noch nicht am Ende. 2013 haben sich die Weltmarktpreise für Solarmodule stabilisiert, nicht zuletzt durch die Pleiten sowie Strafzölle der EU gegen Dumpingangebote aus China. Mit Q-Cells und Solarworld wollen nun zwei große Player zunehmend international expandieren. 2014 wird ein entscheidendes Jahr für die Branche.

Der Branchenverband Solar Valley Mitteldeutschland gibt sich vorsichtig optimistisch. »Technologisch haben wir die Nase vorn«, sagt Geschäftsführer Peter Frey. Das komme auch Anlagenherstellern zugute. Maschinenbauer exportierten traditionell etwa 80 Prozent - auch zum Konkurrenten China. »Ein zweischneidiges Schwert«, so Frey. Trotzdem sei der Export wichtig für die Branche, die mit ca. 9000 Beschäftigten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nur noch etwa halb so viele Mitarbeiter wie zu Hochzeiten zähle. Neue Techniken, die die Effizienz um 30 Prozent erhöhen, könnten für Schub sorgen.

Der einstige Weltmarktführer Q-Cells, der im April 2012 Insolvenz anmeldete, versucht, deutsches Know-how und asiatische Fertigung zu verbinden. Unter Führung des koreanischen Hanwha-Konzerns arbeiten rund 800 Menschen in Deutschland - entwickeln vor allem die Technik weiter und produzieren in Bitterfeld-Wolfen jedes Jahr Solarzellen mit rund 200 Megawatt Kapazität, sagt Firmensprecher Jochen Endle. In Malaysia steht eine größere Fertigung, die die deutschen Entwicklungen umsetzt. Dort produzieren etwa halb so viele Mitarbeiter wie in Deutschland die mehr als vierfache Menge. Hanwha kündigte an, knapp 140 Millionen Euro in das Unternehmen zu stecken. Bereits 2014 sollen schwarze Zahlen geschrieben werden.

Auch das Bonner Unternehmen Solarworld greift trotz seiner tiefen Krise nach weiteren Produktionsstätten. Nachdem der Technikkonzern Bosch seinen Ausstieg aus dem Solargeschäft verkündete, will nun der einst an der Börse als »Sonnenkönig« gefeierte Solarworld-Chef Frank Asbeck Teile der Fertigung im thüringischen Arnstadt übernehmen. Die Zahl der Mitarbeiter soll um rund 800 steigen. Denn die globale Nachfrage steigt.

Firmen wie Q-Cells oder Solarworld/Bosch produzieren im Jahr Mengen, die bei gutem Sonnenschein mehr Strom als ein Atomkraftwerk liefern. Deutschland spielt dabei beim Absatz längst nicht mehr eine dominante Rolle - auch weil die Subventionen gekürzt wurden. Doch inzwischen sei die Installation von Solarmodulen etwa auf Hausdächern für den Eigenverbrauch teils bereits preiswerter als Strom von den großen Versorgern, so Frey. dpa/nd

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