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Nachwuchs gesucht

Geringster Zuwachs der US-Bevölkerung seit der Weltwirtschaftskrise vor 80 Jahren

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Weniger Geburten und eine geringere Zuwanderung lässt die Bevölkerungszahl der USA nur noch langsam wachsen. Doch in den Bundesstaaten gibt es auch Gewinner.

Die US-Bevölkerung ist nach neuen Angaben voriges Jahr um 2,2 Millionen gewachsen und hat nach Aussagen des Census Bureau in Washington am Neujahrstag 317,3 Millionen Einwohner erreicht. Das ist die bislang höchste Zahl, doch die Statistikbehörde fügte in ihrem Zensus 2013 an, dass die Zunahme von 0,7 Prozent die geringste seit der Weltwirtschaftskrise vor achtzig Jahren darstellt. Die Demografen sehen darin »einen Reflex, dass die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre weiter das Verhalten der Menschen beeinflusst«, wie die »Washington Post« schrieb. William Frey von der Brookings Institution nannte zwei Beispiele: Die Rezession im Gefolge der Banken- und Immobilienkrise ab 2008 habe viele Frauen bewogen, ihren Kinderwunsch aufzuschieben; zudem hätten sich weniger Einwanderer auf der Suche nach Arbeit um Niederlassung in den USA bemüht.

Ken Johnson vom Carsey Institute an der University of New Hampshire sagte: »Wirtschaftswissenschaftler halten die Krise für ausgestanden, doch unter demografischem Blickwinkel trifft das nicht zu.« Zwar habe die Bevölkerungswanderung zwischen den Bundesstaaten auf Jobsuche im Vergleich zum Krisentiefpunkt wieder zugenommen, doch sei sie sowohl weit vom Vor-Krisen-Niveau als auch von allen Anzeichen eines Baby-Booms entfernt. Rund die Hälfte der 50 Bundesstaaten verzeichneten 2013 geringeren Einwohnerzuwachs als im Vorjahr, die Einwohnerzahl Maines und West Virginias im Osten war sogar rückläufig. Obwohl die Regierungsbehörde Details der Bevölkerungsentwicklung erst im Laufe des Monats bekanntgeben will, ist klar, dass die Rangfolge der vier bevölkerungsreichsten Staaten unverändert blieb. Spitzenreiter ist Kalifornien vor Texas, dem Bundesstaat New York und Florida. Texas verbuchte mit 387 000 neuen Einwohnern den größten Anstieg und liegt nun bei über 26 Millionen, während Kalifornien im Jahresverlauf weitere 332 000 anzog und in den USA damit der erste Bundesstaat mit mehr als 38 Millionen Einwohnern ist.

Der Staat New York dürfte dagegen die längste Zeit auf dem Treppchen gestanden haben. Nach dem Zuzug weiterer 75 000 Personen reichte es für den Empire State diesmal zwar noch für Platz 3, doch Florida, das weitere 230 000 Einwohner hinzubekam, liegt nur noch eine Kommastelle dahinter: New York zählte im vorigen Juli 19,65 Millionen, der Sunshine State Florida - auch »Gottes Wartezimmer« genannt - 19,55 Millionen.

Da Florida jedoch seit Jahren stärker wächst, rechnen die Wissenschaftler schon für die nächste Schätzung in zwölf Monaten fest mit einem Verdrängen New Yorks vom dritten Platz. Die Bundeshauptstadt Washington D.C. wuchs im abgelaufenen Jahr gleichfalls weniger deutlich als in Vorjahren, erreicht aber mit derzeit 646 000 Einwohnern ihren höchsten Stand seit den 1970er Jahren. Überdurchschnittlich zugenommen haben 2013 einmal mehr mehrere Bundesstaaten im Süden und Westen, allen voran Texas, Arizona und North Dakota (Zuwachs 3,1 Prozent). In den letztgenannten dünn besiedelten Teilstaat zogen 22 000, viele in der Hoffnung, an der Ausbeutung neuer Erdöl- und Erdgasvorkommen teilzuhaben.

Dagegen schwächelten, wie in der Vergangenheit, mehrere Ostküstenstaaten und verzeichneten kein oder nur Zuwächse von Zehntel Prozenten. Pennsylvania, Maine und Connecticut, New Hampshire, Rhode Island und Vermont gehören zur Gruppe der Verlierer. Sie stehen für die anhaltende Verlagerung wirtschaftlichen und politischen Gewichts und Einflusses von Amerikas Nordosten in den Südwesten.

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