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Hans Schroeder / 25. 10. 1928 - 11. 1. 2014

Er gehörte nicht zur Prominenz des DDR-Kinderfernsehens wie einst der Sandmann-Vater, der Fuhrparkchef oder der Schlafliedkomponist. Dabei hatte er als Puppenspieler und Regisseur in den 50ern Herrn Fuchs und Frau Elster erfunden, das berühmteste Puppenpärchen aus dem Abendgruß des Sandmanns. Doch Hans Schroeder hielt sich gern zurück.

Das bizarre Duo, das sich seit über einem halben Jahrhundert auf dem Bildschirm behauptet, entstand in seinem Kopf. Er spielte die Puppen, gab ihnen seine Stimme und musste den komischen Grantler und die vorlaute Vogelfrau gegen Vorwürfe verteidigen, sie trieben ein zu böses, nicht kindgerechtes Spiel. Schroeder verließ seine streitenden Figuren und die ebenfalls streitenden Kollegen, um in der Fernsehunterhaltung oder für Ratgebersendungen tätig zu sein und später die Gründung des RBB zu begleiten. Seine Märchenwaldkinder blieben und machten ihre Spieler und Sprecher berühmt. Schroeder konnte das jeden Sonntagabend auf dem Bildschirm sehen. Die Liebe zu dieser Kunst verließ ihn nie. In den 80er Jahren kehrte er ins Trickstudio zurück, um Regie bei einer Folge mit Plumps, dem Wasserkobold, zu führen. Und vor wenigen Jahren erzählte er mitreißend und dabei elegant mit den Puppenspielerhänden gestikulierend in einem Berliner Klub vom Reiz dieses Genres. ott

Juan Gelman / 3. 5. 1930 - 14. 1.2104

»Ich glaube nicht, dass ich 100 Jahre alt werde.« Das sagte der argentinische Dichter Juan Gelman in einem seiner letzten Interviews. Liebe, Tod und Kindheitserinnerungen sind zentrale Themen seines Werks. 1997 wird er mit dem argentinischen Nationalpreis für Poesie geehrt, 2007 mit dem Cervantes-Preis ausgezeichnet, der höchsten literarischen Auszeichnung der spanischsprachigen Welt. Neben seiner literarischen Bedeutung ist Juan Gelman eine Symbolfigur des Widerstands gegen die Diktatur. Der 1930 in Buenos Aires als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine Geborene schloss sich jung den Kommunisten an, später dem bewaffneten Kampf der linksperonistischen Montoneros. 1975 musste er fliehen. Nach europäischen Stationen lebte er seit 1990 in Mexiko. Gelman suchte zeitlebens vergeblich nach seiner Schwiegertochter María Claudia. Sie war hochschwanger mitsamt Gelmans Sohn entführt worden. Während die Leiche des ermordeten Marcelo Ariel Gelman gefunden wurde, fehlt von María Claudia bis heute jede Spur. Seine verschleppte Enkeltochter machte der Dichter erst 2000 ausfindig. Ein Trost. juevo

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