Bürgerkrieg in Syrien

INTERNATIONALE PRESSE

  • Lesedauer: 3 Min.

La Repubblica, Italien

Omelett ohne Eier

Frieden schaffen in Syrien ohne den Iran, den Beschützer des Regimes in Damaskus, und ohne die Treuhänder der islamistischen Gotteskämpfer, die sich dort auch untereinander bekämpfen, das gleicht doch einem ohne Eier zubereiteten Omelett. Allein direkte Verhandlungen zwischen Riad und Teheran - vom Westen und Russland begünstigt, von Israel nicht behindert - können das andauernde Massaker einschränken und den Horizont der unstabilsten Region der Welt etwas aufhellen.

Jordan Times, Jordanien

USA und Russland

Der einzige signifikante Fortschritt des Treffens in Montreux war, dass sich Russlands Außenminister Lawrow und sein US-Amtskollege Kerry bezüglich der Grundsätze des Syrienkonflikts offenbar einig waren. Vielleicht bleibt das so, wenn die Konferenz nach Genf umzieht, wo die Verhandlungen mehr in die Tiefe gehen und geordneter ablaufen sollen. Dann könnten die USA und Russland gemeinsam auf eine Vereinbarung hinarbeiten, die die syrischen Kriegsparteien alleine so nicht treffen könnten.

Libération, Frankreich

Gefährliche Illusion

Bislang ist noch jeder Krieg, so blutig er auch sein mag, durch eine Friedenskonferenz beendet worden. Sogar Syrien wird eines Tages eine Lösung für den Konflikt finden müssen, der ein Land und seine Gemeinschaften zerreißt zugunsten der Mörderbande der al-Assads, die seit drei Jahren zu allem bereit ist, um sich an der Macht zu halten. Aber trotz der rund 130 000 Toten ist die Zeit noch nicht reif dafür, dass sich Opposition und Regime auf einen Frieden einigen. Beide Seiten glauben noch, mit Waffen gewinnen zu können. Und die Verbündeten der einen wie der anderen unterstützen sie in dieser gefährlichen Illusion.

Yeni Safak, Türkei

Irans Rolle

Der Iran hätte in Montreux dabei sein müssen, ob es uns gefällt oder nicht. Denn Teheran ist stark auf Seiten Assads engagiert. Die Umsetzung eventueller Beschlüsse ohne den Iran wird schwer sein. Es ist zudem fraglich, inwieweit die syrische Opposition eventuelle Ergebnisse der Konferenz umsetzen kann. Denn die immer stärker werdenden Islamisten haben bereits angekündigt, die Beschlüsse nicht anzuerkennen.

El País, Spanien

Versuch des Unmöglichen

Es ist unvermeidbar, dass zu Beginn der Syrien-Konferenz Skepsis herrscht. Aber die diplomatische Initiative ist der einzige Weg, einen Krieg zu stoppen, der schon über 100.000 Menschenleben gefordert hat. Keine Seite kann jedoch den Krieg militärisch gewinnen. Die Gespräche in Montreux sind nur der Beginn eines langen Prozesses. In der aktuellen Lage in Syrien bleibt nur noch der Versuch, das Unmögliche wahr zu machen.

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz

Nur noch Verwaltung

Es geht bei »Genf II« nicht mehr um die Lösung des Konflikts, sondern um dessen Verwaltung, um »conflict management«. Aber werden die Kämpfer einen Waffenstillstand beachten, den die desavouierten Delegierten der Opposition unterzeichnen? Der Druck von Verbündeten auf die Konfliktparteien ist entscheidend. Ob Saudi-Arabien bereit ist, solcherart Einfluss auf die Rebellen zu nehmen, ist angesichts seines Ärgers über das amerikanisch-russische Zusammengehen zweifelhaft. Und Iran, das seine Beziehungen in Damaskus spielen lassen kann, dürfte nach seinem Ausschluss aus »Genf II« dazu auch wenig geneigt sein.

El Mundo, Spanien

Ausweg führt über Moskau

Das Problem liegt darin, dass Syriens Präsident unter dem Schutz Moskaus steht. Die Lösung zur Beendigung des Kriegs liegt daher nicht bei der Konferenz in der Schweiz, die unter der Schirmherrschaft der UNO steht. Ein Ausweg kann nur durch ein Übereinkommen erreicht werden, das Russland und die USA erzielen müssen.

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