Aushängeschild

Mamphela Ramphele will Südafrikas ANC herausfordern.

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Überraschungscoup ist gelungen: Die »weiße« Demokratische Allianz (DA) tritt bei den südafrikanischen Präsidentschaftswahlen 2014 mit einer schwarzen Kandidatin an: Mamphela Ramphele. Die selbstbewusste 67-Jährige ist als Alibikandidatin sicher so wenig zu gebrauchen wie vom politischen Gegner, dem mächtigen Afrikanischen Nationalkongress (ANC), zu diskreditieren.

Rampheles Vita spricht eindeutig dagegen: Sie war mit Steve Biko verheiratet und teilt dessen Grundüberzeugungen. Biko, der sich für die »Bewegung Schwarzes Bewusstsein« einsetzte und damit den Apartheidstaat herausforderte, wurde 1977 in Polizeigewahrsam zu Tode geprügelt. Längst vor ihrer Partnerschaft mit Biko wurde ihr politisches Bewusstsein geweckt, als sie 14-jährig 1961 miterlebte, wie ihre Schwester von der Schule flog, weil sie gegen die Feier zur Gründung der Republik Südafrika demonstriert hatte.

Dass die Anti-Apartheid-Kämpferin bei der Demokratischen Allianz gelandet ist, hat handfeste Gründe. Helen Zille, die deutschstämmige weiße Galionsfigur der DA und ehemalige Bürgermeisterin von Kapstadt, kennt Ramphele seit Jahrzehnten. Sie hatte als Journalistin enthüllt, dass Biko totgeprügelt wurde und damit die amtliche Version, dass er an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben sei, als Lüge entlarvt.

Neben dieser persönlichen Verbindung dürften die studierte Medizinerin Ramphele auch parteipolitische Erfahrungen zum Zusammengehen mit der DA bewogen haben. Im Juni 2013 hatte sie aus Enttäuschung über den ANC die Agang-Partei gegründet. Die aber rangiert bisher im südafrikanischen Parteienspektrum »unter ferner liefen«. Nun soll sie in der DA aufgehen, der größten Oppositionspartei. Deren immenser Abstand zum ANC dürfte sich mit Ramphele als Spitzenkandidatin zwar verringern, denn der Frust vieler schwarzer Südafrikaner über die unvermindert prekäre soziale Lage der Massen trotz 20 Jahren ANC-Regierung ist groß. Doch mehr als ein Achtungserfolg wird wohl auch für die ehemalige Weltbankmanagerin nicht drin sein.

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