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Das Sanssouci der Pferde

Neustadt (Dosse) ist nicht »sorgenfrei«, aber auf jeden Fall ein Qualitätsbegriff

  • Klaus Weise
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Haupt- und Landgestüt in Neustadt (Dosse) macht etwa drei Millionen Euro Jahresumsatz. Es verbraucht allerdings vier Millionen Euro.

Gewöhnlich trägt nur das dort auf 420 Hektar angesiedelte Brandenburgische Haupt- und Landgestüt dazu bei, dass Neustadt (Dosse) überregional Aufsehen erregt.

Am Pfingstwochenende vom 6. bis 8. Juni 2014 aber will die 80 Kilometer nordwestlich von Berlin gelegene »Stadt der Pferde«, die nur 3500 Einwohner zählt, beweisen, dass dort noch mehr zu hören und zu sehen ist als Hufgeklapper und Hengstparaden. Dann nämlich wird in der Ostprignitz das jährliche Neustadttreffen stattfinden. Dann kommen Vertreter aus 37 Orten in sechs Ländern Europas zusammen, die den Namen Neustadt tragen.

Das brandenburgische Neustadt wird natürlich auch dann mit dem größten Werbepfund wuchern, das es hat: die edlen Rösser. Seit 1788 gibt es auf Anstoß von Preußenkönig Friedrich II. die von Carl Heinrich August Graf von Lindenau gegründete Anlage, die zu den zehn staatlichen Landgestüten bundesweit zählt. Und trotz komplizierter Jahre immer noch und längst wieder einen glänzenden Ruf hat. Um ihre Zuchterfolge werden die Brandenburger von zwischenzeitlich finanziell besser besattelten Einrichtungen beneidet.

Erfolge bei Vorzeigeveranstaltungen wie dem »Schaufenster der Besten« oder bei Bundeschampionaten belegen den Status der Neustädter Zucht. Die Hengste des Gestüts sind international gefragt. An erster Stelle steht der Hengst Quaterback, 2006 Bundeschampion, mit dessen Samen schon über 3000 Stuten befruchtet wurden. Das hat nach Angabe des langjährigen Landstallmeisters Dr. Jürgen Müller »im Laufe der Jahre einen Millionenbetrag eingespielt«.

Klingt gut, aber »sans souci« - ohne Sorgen - bedeutet das nicht. Das Gestüt hat einen Jahresumsatz von etwa drei Millionen Euro. Gebraucht für den Betrieb und die Denkmalpflege werden jedoch vier Millionen pro Jahr. Woher nehmen? Das klamme Land muss die Lücke schließen. Das macht es nicht immer einfach.

Die Aufgaben des Gestüts sind anspruchsvoll und vielfältig. Pferdezucht, Sicherung genetischer Vielfalt, Leistungsprüfungen und Ausbildung. Müller zufolge gibt es »Anfragen aus der ganzen Welt«. Daneben soll sich das Gestüt um den Tourismus kümmern. Das ist ein breites Spektrum, das Kompetenz, Konzentration, Ehrgeiz und Einsatz verlangt. Zudem ist das Gestüt in einer ansonsten eher strukturschwachen Region wichtiger Arbeitgeber und Anziehungspunkt.

Die Außenwirkung des Gestüts und seiner Veranstaltungen ist deshalb ein nicht zu vernachlässigender Aspekt. Gerade hat dies das 15. Internationale Springturnier (CSI) in der Lindenau-Halle bestätigt, zu dem an vier Tagen 12 000 Besucher kamen. Sie erlebten einen Mix aus Spitzensport mit Reitern aus 13 Ländern, die Gala-Hengstschau des Gestüts und verschiedenen Unterhaltungs- und Showeinlagen.

Der Hamburger Herbert Ulonska, der das CSI seit 2000 mit seiner Firma ESE organisiert und dabei »zu minimal 50 Prozent Prignitzer geworden« ist, hält das Turnier »für ein gelungenes Beispiel einer konzertierten Aktion von Gestüt, Veranstalter und Hallenpächter sowie Sponsoren«. Bei 15 Auflagen will man es deshalb nicht bewenden lassen.

Die Beteiligten haben sich bereits für die Fortsetzung der Kooperation verabredet. In diesem Fall gilt also für Neustadt (Dosse), das sogenannte Sanssouci der Pferde, es ist »sans souci«, ohne Sorge.

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