Die Eisbären melden sich zurück

Eishockey: Nach zwei Siegen am Stück steigt die Stimmungskurve beim Rekordmeister aus Berlin

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Eisbären Berlin scheinen sich im Kampf um die Playoff-Plätze in der DEL langsam zu fangen. Der Meister besiegte gestern Düsseldorf.

Die Berliner Eisbären sind noch da. Am Wochenende ließen sie sechs Punkte auf ihrem Konto gutschreiben. Am Sonntag fuhren sie dafür gegen den Tabellenletzten aus Düsseldorf einen 4:1 (2:0,1:0,1:1)-Sieg ein. Am Freitag kamen die Berliner in Iserlohn seit langer Zeit wieder einmal ohne Gegentreffer davon und gewannen 3:0. Vom Meister-Eishockey war in den letzten Wochen allerdings nicht viel zu sehen. Das lag auch an den zahlreichen Verletzten. Nun sind mit Kapitän André Rankel, Julian Talbot, Barry Tacksson und vor allem Keeper Rob Zepp vier Stammspieler wieder zurück. Leider fällt jetzt wahrscheinlich für den Rest der Saison Nationalverteidiger Frank Hördler mit einem Außenbandanriss aus. Trotz der eher schwachen Puckvorführungen des Deutschen Meisters in letzter Zeit strömten bei den drei vergangenen Heimspielen knapp 40 000 Zuschauer in die Arena am Berliner Ostbahnhof. Da staunte selbst Eishockeytrainer Jeff Tomlinson: »Unsere Fans sind großartig. Ich verneige mich vor diesen Fans.«

Leider treten nicht alle Eisbärenanhänger fair auf. In Iserlohn kam es am Freitag vor dem Spiel gegen die Roosters zu Auseinandersetzungen. »Daran haben aber nicht nur wir Eisbären Schuld. Ein Fan von uns latschte über die Gleise. Dafür wurde er von einer Polizistin verwarnt. Zu Recht! Völlig unvermittelt stürmte dann aber auf Kommando eine Gruppe der Bundespolizei mit Knüppeln und Pfefferspray auf uns los. Das war völlig überzogen«, sagte Guido Meuser, Chef der Eisbären-Ordner.

Angesichts der in dieser Saison besonders langen Verletztenliste bei den Berliner Eisbären, machte sich der einstige DDR-Altinternationale Joachim Ziesche (74) so seine Gedanken. Es ärgert ihn, wenn er sich die vielen Verletzten in der Deutschen Eishockey-Liga betrachtet. Ziesche ist ganz fest überzeugt: »Wir brauchen in der DEL keine vierte Fleischerreihe, die nur eine Aufgabe hat, die Topspieler des Gegners zu zerhacken.« Natürlich will der einstige Star kein Porzellan-Eishockey. »Es muss hart, aber nach den Regeln des Sport zugehen«, sagt Ziesche. Als einer der ersten Deutschen überhaupt fand er in Toronto in der Hall of Fame des Eishockeys einen Platz. Der studierte Sportwissenschaftler bringt wenig Verständnis für die Eishockeychefs auf, wenn sie auf zweitklassige Spieler aus den USA und Kanada bauen: »Wir brauchen keine schlechten Spieler aus Übersee. Es sollten für das gleiche Geld drei vier richtig gute Männer verpflichtet werden. Um die herum müssen wir unsere drei bis vier Nachwuchsspieler bauen.«

In der Tat scheint in den unteren kanadisch-amerikanischen Ligen das technisch brillante Eishockey weniger gepflegt zu werden. Genau aus diesen Ligen stammen aber die meisten in der DEL verpflichteten Spieler. Wer wundert sich da über lange Verletztenlisten. »Dazu kommen die schwachen Schiedsrichter, die einfach nicht konsequent durchgreifen. Wenn kleine Fouls konsequent geahndet werden, kann man die brutalen Fouls, wie unlängst bei Ingolstadt gegen Düsseldorf, vermeiden. Der Ingolstädter Boucher hat den Düsseldorfer Mapes mit einem unglaublichen Check an die Bande den Halswirbel gebrochen.«

Bei den Eisbären laborierten in dieser Saison bereits drei Spieler mit Gehirnerschütterungen. Da muss eingegriffen werden. Das meint auch Ziesche: »Es kann doch nicht sein, dass eine technisch gute Truppe durch Brutalos kaputtgekloppt wird.« Zu dem Thema gibt es noch viel zu sagen. Jetzt kommt es aber erst einmal darauf an, dass sich die Eisbären aus dem Keller ziehen und die zweiwöchige Spielpause zum sinnvollen Training nutzen.

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