Kulturgut Spätverkauf

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Sie sichern den Nachschub bei feuchtfröhlichen Feten oder den kleinen Snack am Sonntagabend: Spätkaufläden, in Berlin kurz Spätis genannt, prägen das Straßenbild der Hauptstadt. Doch seit die Ladenschlussgesetze 2006 zunehmend gelockert wurden, mischen auch Tankstellen, Supermärkte oder Imbisse bei den zuvor exklusiven Verkaufszeiten am Feierabend und am Wochenende mit. Wegen der Konkurrenz ist die Anzahl der Kioske in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken.

Die kleinen Notfallversorger sind für manch einen dabei nicht nur Geschäfte, sondern ein kulturelles Phänomen mit einem sozialen Faktor. So bemühen sich Initiativen, Vereine und Kunstschaffende um ihren Erhalt, betont Christian Klier in seinem Ende 2013 erschienenen Buch »Der Späti - Eine Ortsuntersuchung in Berlin«. Klier zufolge gibt es in Berlin rund 900 Spätis mit einem monatlichen Nettodurchschnittsverdienst von 1100 Euro bei täglich rund 150-250 Besuchern. Die meisten kaufen Alkohol und Zigaretten. Doch vor allem habe der Späti eine soziale Funktion. »Ich glaube, Spätis sind sehr wichtig für die nachbarschaftliche Kommunikation.« Sie seien Kulturgut, Treffpunkt und kleine Wirtschaftsunternehmen. Dabei finde man mitunter die ungewöhnlichsten Geschäftsmodelle: So gibt es Spätis mit Internet- oder Backwarenangebot, mit integriertem Reisebüro oder Heimwerkerladen. Sogar Spätis mit Beauty-Salon oder Waffen im Angebot konnte Klier ausfindig machen. »Auch wenn sich die Spätis ähneln, sind sie immer Unikate.« dpa/nd

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